Lösungen

„Wer macht was bis wann?“ oder „Was wünsche ich uns allen für 2021?“

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Schon seit ein paar Tagen habe ich einige Absätze und Worte im Kopf für meinen letzten Blogbeitrag in 2020. Diese verändern sich jedoch immer wieder, je nach dem auf welchen Teil des letzten Jahres ich zurückblicke oder welchen Artikel ich gerade lese. Dieses Jahr war für mich persönlich mit sehr vielen und anstrengenden Herausforderungen verbunden. Gleichzeitig habe ich auch wenige Jahre in Erinnerung, die so viele schöne Momente für mich bereithielten.

Nicht nur die negativen Geschehnisse, auch die grossen Hilfen und Unterstützungen und viel mehr noch die kleinen menschlichen Gesten, die ich selber immer und immer wieder erfahren durfte, liessen mich vieles erleben. Vieles ist geschehen, was ich am Anfang dieses Jahres nicht für möglich gehalten hätte. 

Mut machten mir die vielen inspirierenden Begegnungen mit all jenen, die ähnlich wie ich jeden Morgen wieder von neuem aufstehen, um trotz allem oder gerade, weil alles in diesem Jahr so anders ist, immer wieder neu eine Welt gestalten wollen, in der wir alle gerne leben möchten.

Die Frage „Wer macht was bis wann?“ ist der Einstieg in das Buch Community von Peter Block welches ich vor wenigen Tagen erhalten habe.

„Wer macht was bis wann?“ könnte zu einer der wichtigsten Fragen im kommenden Jahr werden, wenn wir das, was uns 2020 an Aufgaben präsentiert wurde, ernst nehmen und es als Auftrag sehen, die Welt zum Positiven zu verändern. Es ist viel über das letzte Jahr berichtet worden und viele wünschen sich nichts sehnlicher, als dass es nun zu Ende geht, was rein kalendarisch auch in wenigen Stunden der Fall sein wird. 

Im „Wer macht was bis wann?“ stecken für mich viele wichtige Aussagen und Impulse gleichzeitig.

Wer? – Keine und keiner von uns muss alles alleine machen oder die Antwort alleine kennen. Im kommenden Jahr 2021 geht es für mich vor allen Dingen darum, mit den richtigen und engagierten Menschen gemeinsam Neues zu gestalten. „Wer?“ stimmt mich zuversichtlich. Keine Person arbeitet alleine an der Lösung. Wir werden uns abwechseln und jede Person wird sich mit ihrem Wissen einbringen. Die Lösung für das, was nun vor uns liegt, kennt niemand, wir müssen sie gemeinsam entwickeln. 

Wir alle kennen die Aufgabe, die sich uns nun stellt, bezüglich des Lösungswegs sind wir aber wahrscheinlich nicht alle gleicher Meinung. Manche wünschen sich, dass alles einfach wieder so wird wie früher, wie damals, bevor wir im März in den ersten Lockdown gingen. Andere wollen „es“ so schnell wie möglich hinter sich haben. Manche sehen vor allen Dingen jene Menschen, die viel oder sogar alles verloren haben und wieder andere sehen die positiven Auswirkungen für Mensch und Natur.  Die Aufgabe wird sein, mit dieser neuen Welt umzugehen. Wir haben jetzt die Chance, eine Welt zu gestalten, die für alle gut funktioniert und nicht nur für die wenigen, die aus unterschiedlichsten Gründen viel Geld haben und bis vor kurzem dachten, dass man sich mit diesem Geld alles kaufen kann.

macht“ – Machen, im Sinne von etwas tun, ist eines der wichtigen Mottos für das kommende Jahr. Zuschauen von der Tribüne ist nicht angesagt. Auch Denken und Konzepte entwickeln, ohne sie in die Praxis zu bringen, wird uns nicht weiterbringen. Es ist Zeit, die Ärmel hochzukrempeln und beizutragen, zu helfen. Wir alle kennen inzwischen eine Person, deren Leben sich durch Corona verändert hat und wahrscheinlich auch mehr als ein Unternehmen, einen Gastrobetrieb oder auch eine Einzelfirma, welche vom Ausbleiben der Kunden und den externen Massnahmen so betroffen ist, dass sie ihr Geschäft aufgeben muss und vor dem Nichts steht. Diese Menshen brauchen unsere Unterstützung.

„Was?“ – Was kann ich als einzelne Person beitragen, wenn ich Menschen begegne, denen es schlechter geht als mir? Worum möchte ich jene Personen bitten, denen es gerade besonders gut geht? Und vor allen Dingen: Was ist wirklich wichtig? Ich habe mir seit einigen Jahren angewöhnt Menschen, sowohl Freunde als auch Kunden, immer als erstes zu fragen „Was brauchst du?“. Die gleiche Frage stelle ich auch mir selber immer wieder und manchmal sind es ganz konkrete, materielle Dinge, die ich benötige, um etwas zu erreichen, was mir wichtig ist. Manchmal ist es eine Umarmung, die ich brauche, manchmal eine Ermunterung oder ein Lächeln.

„bis wann?“ – Nicht alles ist gleich dringend und nicht alles kann bis morgen warten. Für das kommende Jahr ist viel Fingerspitzengefühl und viel Weisheit gefragt, um in möglichst vielen Situationen den richtigen Zeitpunkt zum Handeln zu finden. Panik ist nicht angesagt. Die Situation aussitzen ist definitiv auch keine Lösung. 

„Bis wann?“ ist für mich ganz persönlich als Aufforderung gedacht, immer wieder innezuhalten und zu schauen, ob ich im richtigen Rhythmus unterwegs bin. Bin ich zu schnell? Bin ich zu langsam? Und was genau macht den richtigen Zeitpunkt aus? Dabei hilft mir die Natur immer wieder den stimmigen Moment zu finden. Und sie hilft mir auch, zu beobachten und zu analysieren und erst dann zu handeln. Und natürlich hilft es auch, mein Gegenüber einfach zu fragen. Genauso wie ich frage „Was brauchst du?“ kann ich auch fragen „Was ist ein guter Zeitpunkt für etwas, dass ich zu deinem Wohl beisteuern kann?“

Ich habe schon oft über das Thema Weisheit geschrieben und gesprochen, wahrscheinlich fast so häufig, wie ich über unsere Beziehungen zum Geld philosophiere. Beides sind Themen, die mir wichtig sind, beides sind Themen, die mein kommendes Jahr prägen werden.

Als Vorbereitung für diesen Blogbeitrag las ich nochmals den Artikel, welchen ich vor einem Jahr für die Zeitschrift „Doppelpunkt“ verfassen durfte. Ich wurde damals gebeten, darüber zu schreiben, was ich der Schweiz für das Jahr 2020 wünsche. 

Vor einem Jahr habe ich uns einen achtsamen, liebevollen Umgang mit Geld gewünscht. Während meiner Fastenzeit im März 2020 habe ich einige weitere Gedanken dazu in diesem Blog niedergeschreiben. Daneben habe ich der Schweiz gewünscht, dass sie eine Wirtschafts- und Finanzstrategie entwickelt, die nicht nur an heute denkt, sondern die Wirkung für die sieben Generationen, die nach uns kommen, berücksichtigt. Die Weiterentwicklung der Finanzmarktpolitik in der Schweiz scheint in eine vielversprechende Richtung gehen zu wollen. Am 4. Dezember hat der Bundesrat die Weiterentwickung hier konkretisiert und beschlossen. Innovation, Vernetzung und Nachhaltigkeit stehen im Zentrum. 

Etwas, was ich zu Beginn des letzten Jahres als Wunsch überhaupt nicht im Fokus hatte, war die persönliche Gesundheit und das Schaffen eines Umfeldes, welches uns und unserem Immunsystem und dem Immunsystem unserer Wirtschaft gut tut.

So ergänze ich meine Wünsche aus 2020 mit dem Wunsch, dass wir im Sinne von „Wer macht was bis wann?“ alle dazu beitragen eine aktiv gestaltende und gesunde Gesellschaft zu erschaffen und zu erhalten. 

Bei diesem Wunsch geht es um die persönliche Gesundheit von uns selbst und auch um die Gesundheit der anderen Menschen um uns herum. Dies kann manchmal dazu führen, dass wir uns an Regeln halten müssen, die wir selber so nicht aufgestellt hätten. Dies ist aber auch eine Aufforderung, zur Stärkung des Immunsystems selber beizutragen, durch gesunde und natürliche Nahrung, durch einen gesunden Lebensstil und auch durch einen gesunden, umweltverträglichen Konsum, der sich auf das beschränkt, was wir wirklich brauchen. 

Und auch für die Wirtschaft wird es wichtig sein, dass sich alle immer wieder die Frage stellen: „Wer macht was bis wann?“.  Kreislaufwirtschaft und kurze Transportwege, faire Preise und faire Löhne, Produktion, die am wirklichen Bedarf ausgerichtet ist, dies sind Elemente eines gesunden Wirtschaftssystems. 

Und vor allen Dingen braucht es Weisheit, bei den Führungspersönlichkeiten und politisch aktiven Menschen, damit Sie Entscheidungen treffen, die dem Wohle aller dienen und Leid vermindern. Auch hier gibt es bereits zukunftstaugliche Ansätze zum Beispiel die Gemeinwohlökonomie oder die B-Corp Bewegung, welche die Zukunftstauglichkeit eines Unternehmens messbar machen. 

Und es braucht auch jede und jeden Einzelnen von uns mit ihrem und seinem ganz persönlichen Beitrag.

Für 2021 wünsche ich uns allen, die richtigen Fragen zu stellen und die Weisheit zum richtigen Zeitpunkt achtsam zu gebrauchen und auch zu handeln und zu entscheiden.

Ich wünsche uns und allen Menschen auf dieser Welt Gesundheit, Weisheit und Zuversicht.

Clean Money Revolution

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Das Buch The Clean Money Revolution von Joel Solomon begleitete mich durch die Herbstferien. Einige der Gedanken, die nun folgen, sind von diesem Buch inspiriert, andere beruhen auf meinen eigenen Auffassungen und Erfahrungen, die sich mit dem, was mir das Buch gerade an gelebter und erzählter Weisheit schenkt, sehr gut ergänzen. 

Sauberes Wasser, saubere Luft, sauberer Boden und sauberes Essen sind die Grundlagen eines gesunden Lebens. Den Begriff sauberes Geld habe ich bisher in meinen Blogbeiträgen nicht verwendet, aber er umschreibt recht gut, worum es mir im Kontext der verantwortungsvollen Geldflüsse geht.

Viele der aktuellen Missstände in unserer Gesellschaft finden ihren Ursprung in der Welt der Finanzen. Viel zu lange haben wir alle uns zu wenig Gedanken darüber gemacht, was unsere ganz persönlichen Geldentscheidungen zu der Welt, in der wir leben, beitragen.

Wir leben mit Entscheidungen von grossen Konzernen, Politikern und anderen Menschen an der Macht, welche aus ganz persönlichem Interesse das Geld über die Interessen von Menschen und Natur stellen. 

Hier sei angefügt, die Welt ist nicht «schwarz weiss» bzw. «gut gegen böse». Nur den Konzernen und Machtmenschen die Schuld an unserer aktuellen Situation zu geben, wäre nicht angemessen. Es ist ein an allen Ecken und Enden verbundenes System, welches sich über Jahrhunderte hinweg entwickelt hat. Zwischen den Guten und den Bösen kann man darin nicht mehr so einfach unterscheiden. Die Konzerne schaffen Arbeitplätze und manch ein Produkt der sogenannten Bösen bereichert und erleichtert unser Leben. Wenn wir beginnen, die Rolle all dieser Wirtschaftsbereiche neu zu überdenken, müssen wir dabei auch jeweils die Folgen mitberücksichtigen. Und doch, nur weil es komplex ist, heisst es nicht, dass wir es nicht versuchen sollten.

Unsere ganz persönlichen Geldentscheidungen spielen eine entscheidende Rolle in diesem System. Wenn wir es richtig anpacken, werden unsere Geldentscheidungen ganz automatisch dazu führen, dass sich unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft in eine positive Richtung entwickeln. Wenn unser eigenes Geld nur noch in sogenannte saubere Kanäle fliesst, werden automatisch die nicht so sauberen Kanäle austrocknen. Menschen werden beginnen, die Kanäle zu reinigen. An einigen Stellen findet sies bereits jetzt schon statt. Ein Beispiel ist die Textilindustrie, in welcher das Verschmutzen von Flüssen und das Ausbeuten von Menschen schon jetzt nicht mehr akzeptabel ist. Ein Unternehmen nach dem anderen beginnt, neue Wege zu suchen. Wir können ganz konkret und persönlich entscheiden, wo wir unsere Kleidung kaufen. Dies hat Einfluss auf die Wirtschaft und das, was uns Unternehmen zum Kauf anbieten. Was nicht gekauft wird, wird schon bald nicht mehr produziert werden und vom Markt verschwinden.

Mit den Massnahmen, die wir gerade im Aussen durch Corona erfahren, werden wir selber immer wieder vor die Frage gestellt: Was ist genug?

Ich habe gelesen, dass der Durchschnittshaushalt in diesem Jahr mehr Geld spart, als in anderen Jahren. Und dies obwohl die Ausgaben für gesunde, verantwortungsvolle Nahrungsmittel und die Versorgung im lokalen Umfeld gestiegen sind. 


Es gibt bestimmt Menschen, die gerade auf etwas Liebgewonnenes verzichten müssen und dies sehr schmerzhaft spüren. So wie ich es erlebe, sind dies zumeist Dinge, die nicht mit Geld zu bezahlen sind: Kein Besuch bei der Freundin, welche im Nachbarland lebt, oder keine Erholungszeit in der Natur. 

Was macht also genau „sauberes Geld» und was machen «saubere Geldentscheidungen“ aus? 

Für Joel Solomon, den Autor von Clean Money Revolution, welcher aus einem wohlhabenden Unternehmerumfeld kommt, geht es vor allem darum, mit dem Geld, welches er besitzt, saubere Kanäle zu öffnen und zu unterstützen. Er investiert konsequent in verantwortungsvolle Unternehmen und bewirkt damit eine Veränderung zum Positiven.

Auch ohne direkt Geld zu investieren können wir Geldflüsse beeinflussen. Wir entscheiden, wo wir was kaufen und wir entscheiden auch, was für einem Beruf wir nachgehen und für welche Firma wir arbeiten. In der Generation, welche gerade in die Berufswelt eintritt, ist ein sehr grosser Teil der Menschen nicht mehr bereit für eine Firma zu arbeiten, deren Werte sie nicht teilt.

Dies bedeutet zwar, dass sich das Problem, welches wir gerade haben, wahrscheinlich in spätestens zwei Generationen von selber lösen wird. Ich glaube jedoch nicht, dass wir soviel Zeit haben und vor allen Dingen befreit es uns, die wir schon seit einigen Jahren oder auch Jahrzehnten in der Arbeits- und Konsumwelt aktiv sind, nicht von der Verantwortung. Diese Verantwortung ist individuell, daher muss jede Person hier ihren eigenen Weg finden. Wobei, so zu tun, als hätten wir keine Verantwortung, ist dabei keine Option!

Es kann herausfordernd sein, wirklich verantwortungsvolle Geldentscheidungen zu treffen. Und an machen Stellen werden wir abwägen müssen. Klimaschutz zu Lasten sozialer Gerechtigkeit ist zum Beispiel eines dieser Entscheidungsfelder, wo wir ganz achtsam schauen müssen, was wir mit unseren Entscheidungen bewirken. Dies bedeutet nicht, darauf zu verzichten, mit allen Mitteln sicherzustellen, dass wir die menschenverursachten Umweltschädigunen stoppen. Diese Massnahmen und zusätzlich noch etwas, was ich als weises Handeln und Entscheiden bezeichnen würde, sind notwendig.

Ich stelle die These auf, dass ohne das Erlernen und Anwenden der Kompetenz Weisheit, vieles was wir gerade versuchen, um die bessere Welt zu gestalten, nicht so funktionieren wird, wie wir es uns wünschen.

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und füge der Weisheit noch die Liebe und den Frieden hinzu. Wenn ich einen Punkt angeben müsste, welcher mich an dem durchwegs inspirierenden Buch „Clean Money Revolution“ stört, so ist es das Wort Revolution, welches ich instinktiv mit Aufruhr, Kampf und Leid verbinde. Mir ist das Wort Evolution lieber, es wird übrigens im Buch auch häufig mit der Revolution in einem Satz verwendet.

Wenn wir in Wut, Kampf oder sogar im Krieg versuchen, die Welt, die wir für die bessere halten, durchzusetzen, so werden wir Leid und Verlierer produzieren. Rein intuitiv kann dies nicht der richtige Weg sein, wenn es stimmt, und daran glaube ich fest, dass auf dieser Welt für alle genug vorhanden ist, die Grundbedürfnisse aller Menschen zu erfüllen, sodass es kein Verlieren und kein Leiden geben muss.

Deswegen möchte ich neben die Liebe und den Frieden die Weisheit stellen. Nur diese drei Eigenschaften in Kombination können zu einer verantwortungsvollen und lebenswerten Welt führen.

Es bleibt die Frage, warum wir nicht längst auf diesem Wege sind und hier komm ich nun wieder zurück zum Clean Money und der zu Beginn genannten Aussage, dass viele der aktuellen Missstände in unserer Gesellschaft ihren Ursprung in der Welt der Finanzen finden. Um des lieben Geldes wegen tun wir Dinge, die uns zwar nützen, aber der Gesellschaft und der Umwelt schaden. Und an manchen Stellen sind wir uns auch gar nicht bewusst, wie sehr wir durch unsere Bedürfnisse zum Schaden beitragen. Ein Beispiel sind unsere Pensionskassen, die ihr Bestes tun, um dafür zu sorgen, dass es uns auch im Alter finanziell gut geht. Dies tun viele Pensionskassen leider, indem sie in Beteiligungen und Aktien investieren, die der Natur und auch Menschen Schaden zufügen. Hier befindet sich ein grosser Hebel, um anzusetzen. Ein grosses Umdenken und auch ein neues Handeln sind erforderlich. Denn letzten Endes sind es doch unser aller Ersparnisse und unser aller verdientes Geld, und die sind es wert, verantwortungsvoll und respektvoll behandelt und genutzt zu werden. Die Möglichkeiten sind längst da, auf allen Ebenen. Weise Geldentscheidungen können uns helfen, die Welt zu gestalten, die wir uns wünschen.

Was das konkret bedeutet, möchte ich in den kommenden Monaten weiter herausfinden und dann natürlich auch soweit es mir möglich ist, in die Praxis umsetzen.

Erntezeit

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Der Herbst ist dieses Jahr für mich recht plötzlich gekommen, nicht vom Datum im Kalender her, sondern eher mit Blick auf die Natur. 

Gerade noch waren die Weintrauben an den Reben und nun ist alles bereits gelesen. Die Blätter der Bäume sind bunt und zum Teil bereits abgefallen und auf meinem regelmässigen Spaziergang durch den Wald laufe ich über Wege, die mit Eicheln bedeckt sind. Diese Woche habe ich in Davos auf 2.000 Metern bereits meine erste Wanderung im Schnee gemacht.

Eine reiche Ernte scheint uns die Natur hier rund um mein Zuhause zu schenken. Die Apfelbäume sind voller Früchte und auch sonst scheint es ein nährendes Jahr voller Fülle zu sein. Zumindest hier in meinem Umfeld ist das so.

Natürlich ist es bei aller Schönheit im Augenblick für mich nicht möglich, diese Fülle ohne ein paar nachdenkliche Worte zu geniessen. Wir haben Mitte Oktober und unser Bundesrat hat über erneute Massnahmen beraten und Mensch und Wirtschaft werden sich darauf einstellen müssen, dass dieser Winter so ganz anders sein wird, als wie wir ihn kennen.

Unsere Bewegungsfreiheit und damit die Möglichkeit einander zu begegnen ist eingeschränkt. Vielen Unternehmen steht eine Zeit bevor, in welchen sie noch nicht so genau wissen, ob sie genügend Einnahmen generieren werden, um ihr Geschäft weiter am Leben halten zu können.

Mir scheint wir ernten auch hier gerade etwas, was wir über lange Zeit, bestimmt über einige Jahre, vielleicht aber auch über mehrere Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte gesät haben. Der Lebensstil, den wir auf Kosten anderer Menschen und der Natur gelebt haben, kommt an seine Grenzen. 

Was genau die Ursache dieses Virus ist und was die beste Behandlungsform ist, ich weiss es nicht. Aber eines habe ich als Schülerin der Naturheilkunde gelernt: Ein gesundes Immunsystem ist nicht in gleicher Form anfällig für Krankheiten, wie ein angeschlagenes. Ein gesundes Immunsystem ist in der Lage mit den unterschiedlichen Impulsen von aussen umzugehen und wieder ein gesundes Gleichgewicht herzustellen. Dies gilt aus meiner Sicht auch für das Immunsystem der Wirtschaft.

Erst wenn das Immunsystem soweit angeschlagen ist, dass es die Selbstheilungskräfte nicht mehr alleine aktivieren kann, dann braucht es Hilfe von aussen. Ohne diese Hilfe von aussen würde das System irgendwann zusammenbrechen. Aber irgendwann bricht jedes System. So wie im Herbst die Blätter von den Bäumen fallen, hat auch alles andere seine eigene Zeit, seinen eigenen Lebenszyklus. 

Wir versuchen ja auch nicht, die abgefallenen Blätter wieder an den Baum zu kleben, in der Hoffnung, dass sie wieder grün werden. Wir wissen, dass der Baum diese Phase des Sterbens und des Loslassens braucht.

Auch wenn diese Sätze Vergänglichkeit und Zusammenbruch in den Vordergrund stellen, so ist dieses Sich-Zurückbesinnen auf das Wesentliche, das Herunterfahren unserer konsumgesteuerten Wirtschaft auch eine Chance. Wir haben die Chance uns zu fragen, was wirklich wichtig ist. Genau jetzt bietet sich uns die Chance eine neue Form der Wirtschaft zu gestalten.

Diskussionen über einen Lebensstil, der die eigene Gesundheit fördert und gleichzeitig weder der Umwelt noch anderen Menschen schadet, werden in meinem Umfeld immer häufiger und auch konkreter.

Jedes einzelne menschliche Schicksal ist bedeutend. Manchen Menschen geht es gerade gar nicht gut und es ist wichtig, dass wir alle achtsam mit diesen Menschen und respektvoll mit ihren Schicksalen umgehen. 

Die kommenden Wochen werden uns herausfordern neu zu denken. Sie werden uns herausfordern, neben unserer eigenen Gesundheit auch das Wohl anderer mit im Blick zu haben. Wirtschaft und Gesellschaft funktionieren nur, wenn wir alle gemeinsam als Solidargemeinschaft dazu beitragen. Jede und jeder in der Form wie er und sie kann.

Wir kennen die Zukunft nicht und wir haben auch nur wenig Kontrolle darüber, welche Entscheidungen im Aussen getroffen werden. Wir haben jedoch volle Kontrolle darüber, was diese Entscheidungen mit uns machen. Wir können uns als Opfer sehen. Das ist eine Möglichkeit. Wir können jedoch auch anders reagieren und uns bewusst werden, dass wir Teil der Lösung sind. 

Egal was ich ganz persönlich von den Massnahmen halte, welche Politiker treffen. Deren Auswirkungen werden mich persönlich und andere um mich herum in unserem Leben beeinflussen, ob wir es wollen oder nicht. 

Vielleicht werden mich manche für eine Idealistin oder vielleicht sogar für eine Träumerin halten, wenn ich in dieser Situation auch das Positive sehe und vor allen Dingen auf die Chancen fokussiere. Wobei, wer mich kennt weiss, für wie wichtig ich Träume halte. Sie enthalten das Potential, mit dem wir unsere Zukunft gestalten können.

Gerade in diesem Jahr ist die Ernte in der Natur hier um mich herum sehr reichhaltig. Ein Zeichen dafür, dass es in diesem Winter nicht an gesunden Lebensmitteln mangeln wird und auch noch genug da sein wird für jene, die eine weniger gute Ernte hatten. Übrigens, die UN hat vor einigen Jahren in einer Studie bewiesen: Es ist genug Nahrung für die gesamte Welt vorhanden, wenn wir sie richtig verteilen.

Ich füge noch eine weitere, häufig zitierte Aussage hinzu. Diese lautet: „Es ist genug zu Essen für alle da, jedoch nicht genug für all unsere Gier.“ Dies ist etwas, worüber wir regelmässig nachdenken sollten: Wann haben wir genug und wann ist es an der Zeit, dass, was wir mehr als genug haben weiterzugeben oder zumindest zu teilen?

Die kommenden Monate sind eine grosse Chance Neues zu gestalten. Nicht nur die gesunden Lebensmittel sind jetzt gerade reichlich vorhanden. Um mich herum spriessen auch die kreativen und guten Ideen rund um einen verantwortungsvollen Lebensstil. Vielen lokal und regional orientierten Unternehmen und Bauern geht es in diesem Jahr besser als in anderen Jahren. Immer mehr Menschen vernetzen sich und beginnen gemeinsam die Welt zu gestalten und zu formen, in der wir leben wollen und welche auch für die kommenden Generationen lebenswert ist.

Nach dem Herbst gehen wir mit Samhain (1. November, Allerheiligen, Halloween) in die Zeit des Rückzugs und der Besinnung. In diesem Jahr wird dies für mich eine ganz besondere Zeit sein. 

Ich werde Rückschau halten auf das, was ich in den fast 50 Jahren meines Lebens geerntet habe und ich werde mir anschauen, mit welchen Vorräten ich in die Zukunft gehen möchte. 

Mein Leben und Wirken wird weiterhin die verantwortungsvollen Geldflüsse und den respektvollen Umgang mit Mensch und Natur in den Mittelpunkt stellen. Doch wegen all dem, was gerade um mich herum passiert, werde ich noch konsequenter und fokussierter an dem arbeiten, was mir wichtig ist. 

Es ist eine Zeit der Veränderung und jede Veränderung ist gleichzeitig ein Loslassen und eine Chance. In meiner Lebenszeit war die Chance noch nie grösser, die Vorraussetzungen noch nie besser, um dazu beizutragen, diesen an Konsum und Wachstum orientierte Gesellschaft in eine verantwortungsvollere Richtung zu entwickeln.

Ich habe grossen Respekt vor dem, was kommt und gleichzeitig freue mich mich darauf, an dieser Veränderung mitwirken zu dürfen.

Die kleinen Zeichen am Wegesrand

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Eigentlich sind es gar keine kleinen Zeichen, sondern grosse Plakete gewesen, die heute morgen meine Aufmerksamkeit geweckt haben.

In der Regel ärgere ich mich über die viele Werbung in der Stadt, weil ich sie für überflüssig und manipulierend halte. Ich denke die Werbung hat einen sehr grossen Anteil daran, dass diese oft gedankenlose Konsumparty, die viele von uns feiern, immer noch funktioniert. Werbung verführt, das ist nichts Neues.

Und doch…

…Werbung hat auch andere Seiten. Sie informiert mich über den Puls der Zeit. Deshalb widme ich ihr heute meinen kurzen Blogbeitrag.

Auf dem Weg zur Tramhaltestelle gehe ich jeweils an einer Handvoll dieser übergrossen Werbeplakate vorbei.

Das erste, welches ich heute morgen wahrgenommen habe, zeigte Werbung für Solarstrom, also für erneuerbare Energien, das zweite warb für eine Plattform für gebrauchte Konsumgüter, ein Aufruf zu mehr Suffizienz. Und das dritte zeigte Möglichkeiten für Ferien in der Schweiz und gab so einen Impuls nachhaltiger zu reisen.

Diese drei Plakate, welche alle auf ihre Art und Weise Alternativen zu unseren aktuellen Handlungsweisen zeigen, standen dicht nebeneinander. 

Vielleicht bin ich zu optimistisch, aber für mich ist dies ein kleines, aber feines Zeichen, dass sich etwas verändert. Wenn Firmen beginnen ihr Werbebudget für das Zeigen von echten Alternativen einzusetzen, wenn Teile der Wirtschaft beginnen, selber neue, verantwortungsvollere Lösungen zu entwickeln, dann macht mich das hoffnungsvoll.

Und es war nicht nur ein Plakat. Es waren drei nebeneinander. Vielleicht war es Zufall, aber ich sehe es als ein ganz kleines Signal, dass doch viel mehr möglich ist, als wir alle denken.

Vor kurzem hatte ich ein sehr inspirierendes Gespräch mit dem Geschäftsführer von Rotauf. Vor einigen Wochen habe ich ihr Crowdfunding unterstützt und ihn nun persönlich kennengelernt. Lokal, nachhaltig und verantwortungsvoll zu produzieren braucht viel Kreativität, Geduld und Überzeugungskraft. Und es ist möglich. Diese Initiative ist nur ein von den vielen verantwortungsvollen Geschäftsideen, die gerade in die Tat umgesetzt werden.

Wichtig ist, dass wir sie wahrnehmen und wichtig ist auch, dass wir sie unterstützen. Dies können wir alle tun, indem wir achtsamer konsumieren und uns die Zeit dafür nehmen, gute (Kauf-) Entscheidungen zu treffen. Gut für uns und gut für unsere Umwelt.

Was wäre, wenn es irgendwann wieder ganz normal ist, dass unsere Möbel zeitlos schön sind und uns unser Leben lang begleiten. Was wäre, wenn es selbstverständlich ist, dass unsere Kleidung vor unserer Haustür produziert wird und wir mit dem Geld, welches wir für diese Dinge ausgeben, Arbeitsplätze in unserer unmittelbaren Umgebung finanzieren?

Utopie? Zu teuer? Zu kompliziert?

Nein, es ist nur noch nicht überall angekommen, dass es auch anders gehen kann.

Werbung in der Stadt finde ich weiterhin nicht so optimal. Ein paar schöne Kunstwerke, ein paar Bäume und Pflanzen, wäre mir persönlich viel lieber als Plakate, die zu irgendeiner Form von Konsum auffordern. 

Doch heute morgen bin ich für einmal dankbar für die Plakate, denn sonst hätte ich vielleicht verpasst, dass sich Dinge gerade Schritt für Schritt zum Positiven verändern.

Suffizienz und Lebenskunst

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Mit Beginn des Sommers habe ich das Schreiben unterbrochen, und diesen Blog für einen kleinen Augenblick ruhen lassen. Nun, nach den Sommerferien, die ich im Jura, im Tessin und in den Bündner Bergen verbracht habe, beginne ich wieder Freude daran zu bekommen, Gedanken in Worte zu fassen. Somit beginne ich langsam wieder mit dem Schreiben und schaue, wohin es mich führt.

Obwohl ich in einem früheren Beitrag schon einmal das, was ich mit Suffizienz verbinde, erläutert habe, möchte ich an dieser Stelle nochmals beleuchten, wieso für mich und mein Handeln die Suche nach einem suffizienten Lebensstil so wichtig ist.

Eigentlich gibt es viel schönere Worte, um das, was ich mit dem Wort Suffizienz ausdrücken möchte, zu beschreiben.

Genügsamkeit, das rechte Mass, Entschleunigung, Demut sind einige dieser Worte. Ich benutze sie gerne, höre sie jedoch selten. Dies liegt vielleicht daran, dass sie für manche Menschen einen noch schlechteren Ruf als Suffizienz haben. Ich werde in den nächsten Sätzen versuchen zu erläutern, warum ich diese Worte und die damit verbundenen Werte und Handlungsweisen so erstrebenswert finde.

Suffizienz steht gemäss Wikipedia für ein Leben und Handeln mit möglichst wenig Ressourcenverbrauch. „Sufficio“ hat im Lateinischen verschiedene Bedeutungen und wird häufig mit „genügend, ausreichend“ übersetzt. Eine weiter Bedeutung ist jedoch auch: „jemanden als Ersatz benennen, ersetzen“. 

Für mich selber ist das Forschen nach einem Ersatz, und damit meine ich die Suche nach einer besseren, verantwortungsvolleren Weise des Handelns oder des Konsumierens eine Art Lebensauftrag. Es ist einer der für mich wichtigen Schlüssel für gutes Leben.

Ich versuche, mich bei den Dingen, die ich tue, die ich konsumiere, die ich sage, immer wieder zu fragen: 

Gibt es eine bessere Art für mein Handeln?

Und mit besser meine ich etwas, das besser ist für mich und mein Wohlbefinden und für alles, was von meinem Handeln beeinflusst wird. Ich meine damit ein Handeln, welches der Umwelt nicht schadet und keinem anderen Wesen Leid zufügt.

Weniger ist mehr – das ist das Losungswort zum Eintritt in die Welt der Suffizienz. Ich geniesse es mich auf das zu konzentrieren, was ich wirklich brauche und benutze. Damit bin ich nicht alleine. Inzwischen scheint es überall Ratgeber, Bücher und Online Foren zu geben, die sich mit dem Reduzieren und Vereinfachen des Lebens beschäftigen. Eine kurze Suche bei Ecosia ergibt Lesestoff für mehrere Tage und auch die Webeite Utopia ist mit ihren Artikeln immer wieder ein inspirierender Ausgangspunkt für die Recherche im Netz.

In Bezug auf einen Aspekt des Lebens bedeutet Suffizienz für mich genau das Gegenteil von „weniger ist mehr“ und hier beginnt die Lebenskunst, das gute Leben für mich. Je mehr ich reduziere, desto mehr Zeit habe ich. 

Zeit haben heisst frei entscheiden zu können, wofür ich meine Zeit nutze. Dies ist für mich unendlich wertvoll. 

Die Zeit für ein gutes Gespräch haben.

Zeit mit Menschen verbringen, die mich inspirieren.

Singen, Lachen, Tanzen…

Ein gutes Buch lesen.

Meine Gedanken in Worte fassen.

In der Natur sein.

Diese Dinge sind mir wichtig.

«Weniger ist mehr» bedeutet, dass ich an vielen Stellen immer weniger Geld ausgebe. Somit bin ich auch immer weniger abhängig davon, Geld verdienen zu müssen. Natürlich bin ich noch sehr weit davon entfernt, mein Geld so zu erwirtschaften, wie es Tim Ferris mal vor einigen Jahren in seinem Buch „Die 4 Stunden Woche“ beschrieben hat. Seine Vorstellung vom guten Leben ist irgendwie doch etwas anders als meine. Dazu arbeite ich wohl auch viel zu gerne und ich bin auch nicht sicher, ob das Vorgehen, so wie er es beschreibt für mich wirklich erstrebenswert ist. Und doch, ich habe das Buch gerne gelesen, es hat mir damals wichtige Impulse für meinen eigenen Weg gegeben. 

Ein Job, mit dem ich Wirkung erziele und meine Visionen vom verantwortungsvollen Leben mitgestalten kann, ist mir wichtig. Auch dafür brauche ich Zeit. Also habe ich mich auf die Suche gemacht und begonnen mein Leben so zu gestalten, wie es mir gut tut.

Dass dies dazu geführt, dass ich immer weniger brauche, ist in manchen Lebensbereichen eher Zufall, das gebe ich zu. Vielleicht ist es aber auch einfach eine wichtige Bedingung für ein gutes Leben: Immer nur das, was wir wirklich brauchen, für uns selber zu beanspruchen und alles andere dort lassen, wo es ist, statt unser Leben damit zu überfüllen.

Was haben Bäume mit Geldfasten zu tun?

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Spontane Antwort: Je tiefer ich mich in die Auseinandersetzung mit dem Geldfasten begab, desto weniger konnte ich den Wald vor lauter Bäumen sehen. Sprichwörtlich und wirklich. Ich gehe tiefer und tiefer in die einzelnen Themen und der Gesamtüberblick scheint mir an manchen Stellen verloren zu gehen. Das Thema Geldfasten tritt in den Hintergrund. Andere Fragen und Themen wie der Coronavirus und die Weltwirtschaft nehmen sich fast unbemerkt ihren Raum. Dies vielleicht, weil einfach überall Geld involviert ist. Hinzu kommt, dass durch all die Massnahmen rund um Corona nun plötzlich vieles ganz anders ist, als ich es noch vor ein paar Wochen dachte. Die Angst vor Krankheit und Tod scheint ganz plötzlich viel relevanter, als der Erhalt unserer Geldflüsse und der Wirtschaft. 

Vieles, was ich längst geahnt hatte, wird immer mehr durch Selbstbeobachtung und Erkenntnisse bestätigt. Mein ganz persönliches Verhältnis zum Geld, mein Umgang mit Geld bestimmt fast unmerklich mein gesamtes Leben und damit beeinflusse ich auch das Leben von anderen. Meine Geldentscheidungen führen an anderen Stellen in der Welt zu verschmutzten Flüssen, zu Hunger und Leid.

Und was haben die Bäume damit zu tun?

Ich lese gerade das Buch «Die geheime Sprache der Bäume» von Erwin Thoma. Im Januar 2020 hatte ich das Glück, mit ihm ein paar Tage verbringen und seine Weisheit und sein Engagement für unsere Natur und die Bäume erleben zu dürfen. Über den Nutzen von Bäumen und den achtsamen Umgang mit ihnen möchte ich hier gar nicht schreiben. Hierzu kann sich jeder bei Erwin ThomaErnst Zürcher aber auch der mittels des Films «Das Geheimnis der Bäume» von Luc Jacquet und vielen anderen Quellen selber ein Bild machen.

Für mich ist ein Absatz aus dem Buch von Erwin Thoma besonders Augen öffnend gewesen und hat bei mir sehr viel ausgelöst:

Die Bäume verfügen über eine natürliche Intelligenz, welche sie in jedem Moment anwenden, um perfekt auf die äusseren Bedingungen zu reagieren. Bei Sturm werden mehr starke Zellen und Strukturen auf der Seite des Baumes erschaffen, wo der Druck am grössten ist. Bei Trockenheit wird mehr Wasser gespeichert, die Versorgung von nicht lebensnotwendigen Teilen des Baumes wird reduziert.

Ein Baum lebt in einem vollständigen Kreislauf – vom Erschaffen bis zum Vergehen. Alles wird genutzt, sogar die Asche vom Holz, welche beim Feuern unserer Öfen entsteht, kann uns als hochwertiger Dünger dienen.

Diesem Bild hat Erwin Thoma die Tätigkeit eines Statikers gegenübergestellt, der ein Haus, eine Brücke oder etwas anderes Langlebiges bauen soll. Der Statiker, die Statikerin muss schon vorher alles berechnen, für alle Eventualitäten Vorbereitungen treffen.

Der mögliche Sturm, das Wasser und alle weiteren Ausseneinflüsse müssen berechnet sein.

Schnell wird mir klar, dass wir in vielen Situationen, in welchen es um unsere Sicherheit geht, besonders im Umgang mit Geld, wie Statikerinnen handeln anstatt uns die intelligenten und lernfähigen Bäume als Beispiel zu nehmen.

Was wäre, wenn wir mit unseren Geldentscheidungen ähnlich situativ umgehen würden, wie die Bäume mit den Situationen, die von aussen an sie herangetragen werden? 

Geld ist ein Gut, welches aufgrund der Eigenschaften wunderbar situativ genutzt werden könnte. Wie die Säfte des Baumes, sollte es im stetigen Fluss sein, um genau dort zu den Menschen zu gelangen, wo es gerade benötigt wird. 

Mein Verzicht auf Geld ist ein Gewinn für eine andere Person an einer anderen Stelle. Aber nur, wenn das Geld im Fluss ist. 

Wenn ich weniger für mich ausgebe, kann jemand anderes den übrigen Betrag nutzen. Wenn ich weniger arbeite, ist im Unternehmen Geld vorhanden, um eine weitere Person einzustellen. Eine Bedingung dafür ist, dass das Geld stetig und bedarfsorientiert fliesst, wie das Wasser und die Nährstoffe im Baum.

Jetzt könnte natürlich der Einwurf kommen, dass die Menschen, die das Geld bekommen, damit etwas machen, was ich mir nicht wünsche. Dann würde mein Fasten einfach nur dazu führen, dass jemand anderes die Billig-Jeans, das Wegwerfprodukt kauft oder eine andere Konsumentscheidung trifft, die ich selber nie treffen würde.

Theoretisch kann das sein, aber hier ist die Selbstverantwortung gefragt. Wieder gibt es eine Parallele zum Baum: Im Baum gibt es keine zentrale Schaltstelle, jede Zelle arbeitet eigenverantwortlich. Der Nutzen des Ganzen, liegt im ureigenen Interesse aller Bestandteile des Baumes.

Ich entscheide, wohin ich das Geld gebe, welches ich selber nicht brauche. Ich habe persönlich schon vielen Menschen mit ganz kleinen Beträgen unterstützt, welche in ihrem Feld eine grosse Wirkung erzielt haben. Und ich durfte sogar grössere Beträge verwenden, um Startups für einen guten Zweck zu unterstützen. Die moderne Technik unterstützt uns hier, das zu fördern, was wir ganz persönlich unterstützen wollen (KIVAWemakeitGebana: Bauern suchen Kunden und viele mehr).

Die Ausrede «Ich weiss nicht, wohin mein Geld geht» zählt nicht mehr. Um in meinem ganz eigenen Feld zu bleiben: Die verantwortungsvollen Banken wie ABSFreie GemeinschaftsbankGLS oder auch die Global Alliance for Banking on Values und die FEBEA leisten hier einen wirkungsvollen Beitrag.

Geldfasten kann aber auch heissen, weniger arbeiten. Stimmt hier das Argument, dass ich fremdbestimmt bin und damit nicht selber und situativ über meine Geldflüsse entscheiden kann? Nein, keiner zwingt mich bei einem Arbeitgeber zu arbeiten, der zwar hohe Gehälter bezahlt, aber dies auf Kosten der Umwelt und der Gesundheit tut. Und auch im Job selber habe ich Spielraum. Ich selber arbeite derzeit im Jobsharing und hoffe, dass dieses auch anderen zur Inspiration dient. Jeder und jede von uns befindet sich in ganz unterschiedlichen Lebens- und Berufssituationen und wie bei einem Baum sind auch die Aussenbedingungen bei uns ganz individuell. Daraus folgt, dass es kein Patentrezept gibt, welches bei allen Menschen anwendbar wäre. Das heisst aber auch, dass wir die Chance haben, ganz individuell und auf uns persönlich zugeschnittene Entscheidungen zu treffen. 

Die Bäume lehren uns ein Reagieren auf Ausseneinflüsse aus der Situation heraus und ähnlich stelle ich mir ein gutes Verhältnis zum Geld und den Einnahmen und Ausgaben vor.

Das Geld ist unser ganz persönliches Werkzeug, es den Bäumen nachzumachen.

Für das Entstehen eines manchmal bis zu 50 Meter hohen Baumes braucht es einen geschützten Platz, Sonnenlicht, Humus, Wasser und einen nur Millimeter grossen Samen – mehr nicht.

Der Gedanke als Mensch von den Bäumen zu lernen, wäre es Wert, weiterverfolgt zu werden. Doch führt dieser zu weit weg vom Geldfasten, daher lasse ich ihn ziehen.

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Kontext unserer Fastenwoche 2020

Was ist mir meine Geldfreiheit und ein gutes Leben wert?

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Mit dieser Frage habe ich am Samstag meinen Blogeintrag beendet. Und damit mache ich heute weiter.

Wer mich kennt, weiss, dass Geld für mich etwas sehr Schönes ist, aber auch etwas, dass ich, obwohl ich mich täglich damit beschäftige, vielleicht nie wirklich verstehen werde. 

Für diese Blogreihe in der Fastenzeit habe ich einige meiner alten Bücher und Aufzeichnungen wieder hervorgeholt und darin nach Antworten auf meine Fragen gesucht.

Heute Morgen entdeckte ich in einem Brand Eins Magazin aus dem Jahr 2018 den Artikel «Drei-Rubel-Russland» . Darin wird erzählt, welchen unterschiedlich hohen Wert der gleiche Rubel in Moskau und in einem Dorf irgendwo in Russland hat. Und er erzählt davon, wie wenig es die Dorfbewohner tangiert, ob es da draussen in der Welt Wirtschaftskrisen oder Börsencrashs gibt. Geld spielt bei Ihnen eine untergeordnete Rolle, ihr Leben wird durch andere Dinge bestimmt. Nach Moskau fahren sie nur gelegentlich, um für einige Wochen zu arbeiten, um die Mittel zu generieren, die sie brauchen, um bestimmte Sachen zu kaufen.

An vielen Stellen im Magazin wird betont, dass Geld eine Glaubenssache, ein Versprechen ist. Wir müssen daran glauben, dass uns die Beträge, welche unsere Konten ausweisen oder auch das Geld, welches sich in unserem Portemonnaie befindet, an einer anderen Stelle getauscht werden kann. 

Im Editorial der Ausgabe ist zu lesen:  «Was gibt es über Geld schon gross zu sagen? Die einen haben zu viel davon, die anderen zu wenig. Es kann Gutes und Schlechtes bewirken, macht nicht glücklich und steckt hinter den meisten Verbrechen.»

Das stimmt irgendwie, und doch ist scheinbar ja noch so viel mehr dahinter. Viele von uns lassen ihr Leben vom Geld bestimmen. «Ich muss Geld verdienen, um gut zu leben», «Ich muss Geld verdienen, um meine Hypothek abzubezahlen», «Ich muss Geld verdienen, um meine Familie zu versorgen», diese Sätze höre ich immer wieder in Gesprächen und in den meisten Fällen kommt direkt anschliessend die Aussage, dass ihr Job ihnen überhaupt nicht gefällt, dass sie mit ihren Kollegen nicht klar kommen und gar nicht selten macht jemand die Aussage, dass der Job ihn oder sie krank macht.

Irgendwas läuft da falsch, denn viele leben ja gar nicht gut, trotzdem sie gutes Geld verdienen. Sie verdienen zwar Geld, haben schöne Autos, schöne Häuser und all das, was ihnen sonst noch begehrenswert erscheint, aber sie verbringen den Grossteil des Tages mit Menschen, mit denen sie nicht sein wollen und an Orten, die ihnen gar nicht gefallen. Warum nehmen sich diese Menschen nicht die Freiheit, soviel zu arbeiten, wie sie wollen und dies an einem Ort, der ihnen guttut? 

Ein wichtiger Grund ist bestimmt, die Angst, dass sie ihre Existenz, ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung, Bildung und Gesundheit nicht abdecken können, falls sie ein anderes Leben starten. Diese Angst mag zum Teil berechtigt sein und hier ist ein ganz klarer Auftrag an unsere Politiker, zeitgemässe Lösungen zu finden. Die Einführung eines bedingungsloses Grundeinkommens könnte ein hilfreicher Schritt sein, um der Geldfreiheit näher zu kommen.

Nochmals zur Klarstellung: Geldfreiheit bedeutet für mich nicht, dass ich ohne Geld leben möchte und dass ich das Geld als Tauschmittel an sich in Frage stelle. Im Gegenteil, Geld soll, kann, darf und muss vielleicht sogar ein wichtiger Bestandteil unserer Wirtschaft sein. Ich möchte einfach in Freiheit entscheiden, was das Geld mit mir macht und was ich mit dem Geld mache.

Warum lassen wir das Geld bestimmen, wie unser Leben verläuft, indem wir Jobs annehmen, die uns schaden, die schädlich für die Umwelt sind, die schädlich sind für andere Menschen?

Bei jeder Person, die bisher zu mir in die Beratung zum Thema Geld kam, gab es Alternativen zum Status quo. Ich gebe zu, diese hatten in der Regel auch eine Einschränkung des Konsumverhaltens zur Folge, doch im Grunde haben die Veränderungen immer den Weg zu einem lebenswerteren und verantwortungsvolleren Leben aufgezeigt. 

Grundvoraussetzung zur Erlangung der Geldfreiheit ist: Wir müssen unsere Bedürfnisse kennenlernen.

Fasten in jeder Form ist hilfreich, uns daran zu erinnern, was wir wirklich brauchen. Vielleicht ist es ein Zufall oder auch nicht? Die Massnahmen in Verbindung mit dem Coronavirus fallen genau in die Fastenzeit. Die Wirkung ist die gleiche, wir fokussieren uns auf das, was uns wichtig ist. Ich habe von einigen Eltern gehört, die nun mit den Kindern den Garten bepflanzen, mit Blumen und auch mit Gemüse und Erde auf den Balkon tragen für die Tomatenpflanzen. Wir werden wieder kreativ, wir sorgen wieder für Nahrung, von der wir wissen, woher sie kommt. Damit nähern wir uns wieder unseren wirklichen Bedürfnissen. Im Fasten gibt es viel zusätzliche Zeit für mich, denn ich muss nicht kochen, ich fahre nicht ins Büro. Diese Zeit nutze ich, zum Schreiben, Lesen und um mit Freunden und in der Natur zu sein.

Das ist Freiheit für mich. Das ist ein gutes Leben für mich. Und dieses ist mir sehr viel wert. Es gibt vieles, worauf ich auch ausserhalb der Fastenzeit verzichte. Ich konsumiere bewusst und wenig, aber dafür hochwertig und gesund. Ich reise nur gelegentlich, wir musizieren, statt in Konzerte zu gehen. Aber ist das wirklich Verzicht? Für mich nicht, denn ich weiss, dass ich viele Dinge gar nicht brauche, also fehlen sie auch nicht. Und weil ich sie nicht brauche, muss ich auch kein Geld generieren, um sie zu kaufen. Dies bedeutet, dass ich mir aussuchen kann, wieviel und wo ich arbeiten möchte. 

Warum tun dies nicht mehr Menschen? Warum sehen so wenige, wie viel Macht wir dem Geld geben und wie wenig das nötig wäre?

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Kontext unserer Fastenwoche 2020 

Wie gelingt es positive Veränderungen auch langfristig beizubehalten?

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Die Coronakrise hat auch uns zu Veränderungen im Ablauf der Fastenwoche veranlasst. Wir haben entschieden, uns nicht im öffentlichen Café «Jenseits im Viadukt» zu treffen, sondern nur in der Altstadt im Raum an der Trittligasse 16 Annex und dies an den entsprechenden Tagen jeweils um 16 Uhr, das nächste Mal also heute um 16 Uhr und dann am Dienstag, 17. März 2020.

Am Samstag zu Fastenbeginn haben wir vor allen Dingen über zwei Themen diskutiert: Wie bringen wir die positiven Entwicklungen, welche die Coronakrise für die Gesellschaft und auch für das Klima bringt, weiter in die Zukunft?  

Im Laufe der Diskussion kam dabei die Kirche ins Spiel. Brauchen wir überhaupt noch die Institution Kirche und wenn ja wozu? Da ich für diese Woche in meinen Blogbeiträgen aber beim Geld und beim Fasten bleiben möchte, fokussiere ich mich auf die erste Frage.

Ab morgen, Montag, 16. März 2020 bleiben die Schulen zunächst einmal bis 4. April geschlossen. Für einige Schulen ist bereits klar, dass es bis zum 30. April keinen Unterricht geben wird. In Restaurants dürfen sich zeitgleich nicht mehr als 50 Personen in Räumen aufhalten. Veranstaltungen mit über 100 Personen sind bis Ende April nicht mehr erlaubt.

Das Leben verlangsamt sich – ungeplant, von aussen bestimmt. Gleichzeitig ist dies ja auch genau das, was ich für mich mit der Fastenwoche bezwecke. Auch im Café Jenseits, in welchem wir uns am Samstag für den Start getroffen hatten, blieben alle Plätze um uns herum leer. 

Gibt es dem Verhängnis überhaupt etwas Positives abzugewinnen? Viele Hoteliers, Restaurantbesitzer und -pächter, Eventveranstalter und unzählige andere Selbständige werden diese Zeit noch lange in Erinnerung behalten, und dies bestimmt nicht positiv. Ihre Existenzen hängen davon ab, dass jemand vorbeikommt und konsumiert, Geld in den Fluss bringt.


Doch brauchen wir wirklich all diese Veranstaltungen? Braucht es jede Woche Orte, an welchen sich über 1000 Menschen zusammenfinden, um sich in eine andere Welt zu beamen? Brauchen wir den alltäglichen, den sonntäglichen Gang ins Restaurant?

Genau das, was ich mir vom Fasten wünsche, passiert gerade auf der Ebene des täglichen Lebens – viele Dinge, die uns lieb geworden sind, fallen ganz plötzlich weg. Zugegeben, mein Fasten ist freiwillig und die Massnahmen zur Eindämmung der Coronakrise werden uns vom Staat vorgeschrieben. Trotzdem ist die Wirkung ähnlich. Wir erkennen, was uns wirklich wichtig ist. Freunde beginnen achtsam bei Treffen einander zu fragen, welche Form der Begrüssung sie sich wünschen. Verabredungen werden so getroffen, dass die Sicherheitsbedürfnisse der einzelnen aber auch das Risiko der möglichen Gefährdung von anderen berücksichtigt werden. Wir fragen einander wieder, was wir brauchen. Wir nehmen Rücksicht auf die Bedürfnisse der anderen. Endlich wieder! 

Die Frage, die nun dringend wird, lautet: Wie können wir diese Achtsamkeit auch bewahren, wenn die Krankheitswelle wieder vorbei ist? 

Das Bewahren gilt natürlich auch für all die Entwicklungen, die sich positiv auf die Natur und unseren Alltag auswirken. Die reduziert arbeitenden Fabriken führen zu besserer Luft, Flugzeuge bleiben am Boden und reduzieren damit den CO2-Ausstoss. Auch nicht zu unterschätzen ist, dass sich die Pendler auf unterschiedliche Züge verteilen und es somit wieder möglich ist, auch in Stosszeiten einen Sitzplatz zu bekommen. Wir fragen uns bewusst «Wie und wann wollen wir reisen?» und dies für den Berufsalltag genauso wie für den Ferienaufenthalt. Im Supermarkt werden die Grenzen des Konsums sichtbar, denn es ist nicht mehr alles in den Regalen zu finden und wir merken, dass wir auch gar nicht all das brauchen, was wir sonst in unsere Einkaufwagen packen.

Wir haben den Autopiloten verlassen und treffen für einen Moment bewusste Entscheidungen, und auf vielen Ebenen schadet es uns nicht, im Gegenteil.

Wie wird es gelingen, diese positiven Aspekte in nachhaltige Verhaltensweisen umzuwandeln und nicht wieder bei der ersten Gelegenheit zu beginnen, masslos und achtlos zu konsumieren und zu reisen?

Meine ehrliche Antwort: Ich weiss nicht, wie die Welt sich nach der Coronakrise entwickeln wird. Ich spreche gerade mit so vielen Menschen, die sich die gleichen Fragen wie ich stellen und sich auch wünschen, dass wir uns verantwortungsvoll in dieser Welt bewegen. 

Das stimmt mich zuversichtlich. Und als einen ersten Schritt werde ich selber für mich ganz persönlich all die positiven Aspekte dokumentieren, damit ich mich auch, wenn wir längst wieder zur Normalität übergegangen sind, erinnere, was mir wirklich guttut.

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Kontext unserer Fastenwoche 2020 

Samstag, 14. März 2020 – Meine Woche ohne Nahrung beginnt

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In dieser Woche möchte ich täglich die Gedanken zum Thema Geld und Fasten weiterentwickeln. Dabei freue mich sehr auf den Austausch mit anderen Menschen, denn Geld ist ja etwas ganz Persönliches und gleichzeitig auch etwas, dass uns alle betrifft, denn wie bereits im Blog «Kann man Geld essen?» erwähnt, ist Geld etwas, dass nur in einer Tauschbeziehung einen Nutzen erhält. Ich freue mich darauf, für die kommenden sieben Tage an jedem einzelnen Tag meine Gedanken über diesen Blog zu teilen.

Die unterschiedlichen Aspekte des Geldfastens, welche ich in den vorherigen Beiträgen angesprochen habe, sind für mich alle auf ihre Weise spannend. Für den Moment möchte ich die beiden Themen Geldfreiheit und Macht des Geldes betrachten. Aber ich schaue nicht nur auf mich ganz persönlich und meine Beziehung zum Geld, sondern mache den Fächer auf und schaue, was gerade in der Welt geschieht, wo Geldflüsse versiegen und Machtverhältnisse sich verändern.

Am Donnerstag, 12. März hat die USA einen 30-tägigen Einreisestopp gegenüber Europa ausgesprochen. Anschliessend waren die Börsen auf Talfahrt. Ein kurzer Artikel von SRF namens «Schwarzer Freitag – Die Börsen im freien Fall wegen Coronavirus» vom Morgen des Freitag, 13. März enthält einen Satz, der mich aufhorchen lässt. Dieser heisst «Doch die Anlegerinnen und Anleger glauben offenbar nicht daran, dass man eine Pandemie mit Geldpolitik bekämpfen kann.».

Dass wir als Gesellschaft durch einen Virus namens COVID-19 so sehr in unserer Art und Weise, wie wir unser Leben gestalten, in Frage gestellt werden, konnte sich noch vor ein paar Wochen niemand vorstellen. 

Als ich zu Beginn der Fastenzeit in meinem Blogbeitrag mir selber die Frage gestellt habe, was passieren könnte, wenn die wohlhabende Welt für eine Woche auf Einnahmen verzichten würde, habe ich nicht erwartet, dass ich so schnell eine reale, in unserer Wirtschaftswelt verankerte Antwort darauf bekommen würde. Das was gerade in der Welt in Verbindung mit diesem Virus passiert, hat Auswirkungen, die weit über die Eindämmung einer Krankheit hinaus gehen.

Fast jeder Bereich unseres Lebens ist in irgendeiner Form betroffen. Da ich mich entschieden habe, in dieser Zeit über Fasten und Geld zu schreiben, werde ich mich auch bis Ostern, dem Ende der offiziellen Fastenzeit darauf fokussieren, dies jedoch nicht ohne ab und zu auf die Aktualität zurückkommen, denn ich denke, noch besser gesagt, ich wünsche uns allen, dass wir aus dieser Krise auch Schlüsse ziehen und Antworten auf die Frage finden werden, was an unserer aktuellen Form, zu leben vielleicht auf Dauer verändert werden könnte. Ich erinnere einfach nochmals daran, wie gut einige der Massnahmen gegen den Virus für Klima und Natur sind und auch ein massvolles, genügsames Konsumverhalten unterstützen.

Die aktuelle Entwicklung in der Corona Krise macht deutlich: Ein unerwartetes Ereignis und unsere regelmässigen Geldflüsse sind gefährdet und unsere so mühsam aufgebauten Sicherheitspolster in Geldeinheiten schmelzen an manchen Stellen bereits bedrohlich zusammen. 

Medien berichten von Umsatzeinbussen, Arbeitnehmer werden in die Kurzarbeit geschickt, Restaurants bleiben leer. Und nun wird es auch an den Börsen sichtbar, zum Beispiel durch tiefrote Zahlen und Rekordverluste am Donnerstag, 12. März 2020.

Der Geldfluss stockt – unfreiwillig. Wie ich im Blog «Wenn Geldflüsse unterbrochen werden: Führt der Coronavirus zu unfreiwilligem Geldfasten?» festgestellt habe, hat dies nichts mit Geldfasten zu tun, da Fasten Freiwilligkeit bedingt. Bei der Suche nach der Antwort «Was ist die Wirkung des Geldfastens?» ist eine Auseinandersetzung mit den aktuellen Ereignissen hilfreich, denn in beiden Fällen fliesst das Geld nicht mehr so weiter, wie bisher.

So sehr ich mich in Menschen und Institutionen hineinversetzen kann, die in wenigen Tagen zwischen 10 bis 25% oder auch noch mehr des Wertes ihres Vermögens an der Börse verloren haben, ich sehe es als ein wegweisendes, fast positives Zeichen, wenn wir erkennen, dass Geld an sich nie die Lösung eines Problems, einer Herausforderung sein kann. Geld kann unterstützen, aber Geld an und für sich ist nicht das, was wir wirklich brauchen.

Wenn wir sagen «Ich benötige Geld, um im Alter gut zu Leben» meinen wir eigentlich: Ich möchte auch im Alter eine schöne Wohnung haben; ich möchte, wenn ich krank bin, eine gute Betreuung und Versorgung haben; ich möchte auch im Alter gut und gesund leben.

Wenn wir sagen «Ich benötige Geld, um zum Frisör zu gehen» benötigen wir eigentlich einen Haarschnitt oder vielleicht auch nur eine Kopfmassage oder ein Gespräch mit einem Menschen, der uns sympathisch ist.

Ich erzähle nichts wirklich Neues, wenn ich sage, dass all diese Bedürfnisse inzwischen auch ohne Geld erfüllt werden können.

Ein paar Beispiele aus meinem ganz persönlichen Umfeld, im Wissen, dass es noch viele weitere gibt.

KISS – die vierte geldfreie Vorsorgesäule

«Keep ishort and simple» baut Zeitkonten auf, die in einer späteren Phase im Leben wieder abgerufen werden können. KISS-Genossenschaften bieten ihren freiwillig tätigen Mitgliedern vielseitige Unterstützung, indem sie Menschen in allen Lebenslagen und -altern begleiten, mit alltäglichen Dienstleistungen in Haus und Garten, Fahrten, mit Zuhören und Gesprächen, Spazieren, Bewegung usw. Die sich unterstützenden Menschen («Tandems») werden durch Fachpersonen zusammengeführt und begleitet.

Tauschen am Fluss

In dieser Tauschbörse werden die unterschiedlichsten Dienstleistungen ausgetauscht. Eine Übersicht aller aktuellen Angebote findet sich in der Marktzeitung.

Puraverdura

Puraverdura ist eine Genossenschaft bei mir direkt um die Ecke, wo ich ab Sommer dieses Jahres einen Teil meiner Nahrung beziehen kann, da ich Genossenschaftlerin bin. Im Gegenzug habe ich einen finanziellen Genossenschaftsbeitrag geleistet und werde zusätzlich mit Arbeiten wie Jäten, Ernten und ähnliches meinen Anteil an der Ernte verdienen. Dies ist für mich nicht vollständig geldfrei, da ich mich entschieden habe, nur acht Arbeitseinsätze zu leisten. Mit mehr Arbeitseinsätzen kann man die Geldleistung bei verschiedenen Formen der solidarischen Landwirtschaft wesentlich reduzieren. 

Genossenschaften für solidarische Landwirtschaft finden sich inzwischen überall. Zu Beginn braucht es eine Anfangsinvestition und auch die Mitarbeitenden müssen in Geldeinheiten bezahlt werden – denn wir leben nun mal auch noch im althergebrachten Geldwirtschaftssystem. Erst wenn vollständige Tauschzirkel aufgebaut sind, werden diese Systeme immer robuster werden und weniger Geld muss fliessen.

Sieben Linden ist ein Dorf in Deutschland, welches als gesamte Siedlung darauf ausgerichtet ist, sich unabhängig von globalen Geldflüssen zu machen. Viele gute Ideen und Impulse sind hier zu finden. 

Zusammengefasst:

Es gibt also Wege, um in eine Geldfreiheit zu kommen und sich der Macht, welche das Geld über uns zu haben scheint, längerfristig zu entledigen. Zugegeben, sie sind aufwendiger als mancher Job. Hier darf sich jeder und jede fragen: 

Was sind mir meine Geldfreiheit und ein gutes Leben wert? 

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Kontext unserer Fastenwoche 2020