Geldfasten, was genau könnte das sein?

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Die Definition für Fasten lautet im Duden: „Sich für eine bestimmte Zeit ganz oder teilweise der Nahrung enthalten oder auf den Genuss bestimmter Speisen verzichten“.

Für mich ist das Fasten eine sehr bewusste Entscheidung. Viele sehen den Verzicht auf Nahrung als ein Leiden und somit eine Art Selbstkasteiung. So geht es mir nicht. Die Entscheidung für eine gewisse Zeit keine feste Nahrung zu mir zu nehmen, erfüllt mich ein bisschen mit Vorfreude. Spannenderweise ist auch in der Definition des Dudens nichts von Leiden enthalten. Der Frage, warum Fasten scheinbar automatisch mit Leiden verbunden wird, werde ich bestimmt in einem späteren Blogbeitrag weiter nachgehen.

Heute möchte ich mich mit möglichen Definitionen von Geldfasten beschäftigen. 

Da ich seit rund 30 Jahren immer wieder Fastenzeiten einlege, weiss ich, dass mir der Einstieg ins Fasten manchmal schwerfällt, und zwischendrin Phasen auftreten können, in denen es für mich körperlich herausfordernd wird. Aber ich bin mir bereits jetzt sicher, dass es mir zum Schluss der Fastenzeit sehr gut gehen wird. Manchmal geht es mir sogar so gut, dass ich die Zeit ohne Nahrung noch um einige Tage verlängere, einfach um dieses Gefühl noch ein weiter geniessen zu können.

Ähnlich stelle ich mir vor, wirkt Geldfasten. Auf der einen Seite werde ich bewusst auf meinen täglichen Umgang mit dem Geld achten. Auf der anderen Seite werde ich mich gedanklich mit der Wirkung von meinen Geldentscheidungen auf mein Leben und mein Wohlbefinden auseinandersetzen. Diese gedankliche Auseinandersetzung soll mir Rückschlüsse auf den Einfluss, den Geld auf mich hat, erlauben. Geldfasten ist dementsprechend für mich zunächst einmal der Verzicht auf Einnahmen und Ausgaben. 

Schon jetzt merke ich, dass eine Woche Geldfasten zu kurz greifen wird, wenn ich es auf den Verzicht auf Geldeinnahmen reduziere. Als Angestellte nehme ich eine Woche Ferien und als Selbständige verzichte ich in dieser Woche auf Einnahmen. Also: Ziel erfüllt? Sofort kommt der Gedanke, dass im Kontext meiner Selbständigkeit dann ja jede Form von Ferien auch eine Geldfastenzeit sein müsste.

So einfach kann es dann doch nicht sein. In den Ferien reise ich gelegentlich an andere Orte oder tue mir sonst etwas Gutes, wie zum Beispiel einen Tag in einem Thermalbad. In den Ferien gebe ich gewöhnlich sogar mehr Geld aus als im Alltag.

Mir scheint, die Idee des Geldfastens muss wohl komplexer sein, als die Aussage: «Ich verzichte auf Einnahmen!»

Schauen wir uns also die Ausgaben-Seite des Geldfastens an:

Wie bereits in den verschiedenen Blogeinträgen des letzten Jahres ausgeführt, ist Konsumverzicht für mich ein wichtiger Teil des nachhaltigen Fastens.

Auch der Verzicht auf Ausgaben ist also in meiner Fastenwoche bereits gut verankert, denn ich muss ja für eine Woche keine Nahrung einkaufen und auch anderer Konsum wird nur in ganz geringem Masse notwendig sein, die Tasse Tee am Mittag im Jenseits im Viadukt wird wohl das einzige sein, wozu ich Geld brauchen werde. Bezüglich des Konsums kann ich trotzdem, wenn ich es genau nehme, nur von einem Teilfasten sprechen. Denn ich nutze weiterhin Dinge wie Wasser, Strom und Internet.

Beim Schreiben dieser Zeilen kommt leichte Panik in mir auf. Nun habe ich mich doch verpflichtet, während der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern regelmässig und während der Fastenwoche vom 14. bis 21. März täglich, meine Gedanken zum Thema Geld und Fasten zu veröffentlichen. Werde ich das schaffen? Und wenn ja, wie?

Blogeinträge mit Aussagen wie „Heute habe ich nichts eingenommen!“ oder „Heute habe ich erfolgreich auf Geldausgaben verzichtet!“ sind wohl nichts, was für mich selber und auch jene, die mit uns Fasten bzw. unseren Blog lesen, von so grossem Interesse ist,  dass sie meinen schriftlichen Gedanken weiterhin folgen werden.

Neben den Zweifeln an der inhaltlichen Attraktivität meiner Blogbeiträge, frage ich mich auch, wie seriös es ist, zu behaupten, dass ich „Geld faste“, wenn ich für eine einzige Woche, soweit es denn möglich ist, auf Einnahmen und Ausgaben verzichte. Sieben Tage ohne Geld scheint mir überhaupt kein Problem, dass schafft wahrscheinlich jeder und jede. Ausgaben und Einnahmen für eine Woche hinauszuzögern ist bestimmt bei den meisten gut möglich. 

Geldfasten braucht Zeit, um Wirkung zu erzielen. Wobei, wenn ich weiter überlege, ist beim Geldfasten wahrscheinlich auch die Masse relevant. Und hier nicht nur die Grösse des Betrages, sondern auch die Anzahl an Menschen, die gemeinsam mit ihrer ganz persönlichen Form des Geldfastens beginnen. Ich stelle mir vor, was passieren würde, wenn alle Menschen, die zu dem, was wir „die wohlhabende“ Welt nennen, gehören, für eine Woche gemeinsam auf Einnahmen und Ausgaben verzichten. Dann würde die Wirkung auf unsere Wirtschaft spürbar und wäre in unserem Lebensalltag sichtbar.

Die Beschäftigung mit meinen eigenen Geldeinnahmen und Geldausgaben scheint mir irgendwie noch nicht die stimmige Fährte zu sein, um zu einer Definition des Geldfastens zu finden.

Warum entscheide ich mich bewusst für Nahrungsfasten?

Weil ich die Wirkung auf Körper, Geist und Seele kenne. Weil ich dieses Gefühl, im buchstäblichen Sinne leichter durchs Leben zu gehen, geniesse. Weil ich weiss, dass es in meinem Fall der persönlichen Gesundheit förderlich ist.

Über die Wirkung von einem bewussten Geldfasten auf mein Leben habe ich mir bisher wenig Gedanken gemacht. Aufgrund der Art, wie ich lebe, gibt es immer wieder Zeiten, in welchen ich wenig Geld einnehme und auch dementsprechend wenig Geld ausgeben kann. Wobei ich dies nicht wirklich als bewusstes Geldfasten bezeichnen würde.

Also, vielleicht muss ich zum Thema Geldfasten einen Fokus einnehmen, der über mich selber hinaus geht. Um sich dem Geldfasten zu nähern, wird es wohl notwendig sein, mich tiefer mit dessen Wirkungen zu beschäftigen und mich nochmals wirklich zu fragen, was ich mit dem Geldfasten bewirken kann. Dieser Frage werde ich in den nächsten beiden Blogbeiträgen nachgehen. Für den Moment habe ich für mich selber verstanden, dass für eine Woche auf das Einnehmen und Ausgeben von Geld zu verzichten, sich noch nicht wirklich stimmig anfühlt. 

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Kontext unserer Fastenwoche 2020 

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