Geld

Clean Money Revolution

////

Das Buch The Clean Money Revolution von Joel Solomon begleitete mich durch die Herbstferien. Einige der Gedanken, die nun folgen, sind von diesem Buch inspiriert, andere beruhen auf meinen eigenen Auffassungen und Erfahrungen, die sich mit dem, was mir das Buch gerade an gelebter und erzählter Weisheit schenkt, sehr gut ergänzen. 

Sauberes Wasser, saubere Luft, sauberer Boden und sauberes Essen sind die Grundlagen eines gesunden Lebens. Den Begriff sauberes Geld habe ich bisher in meinen Blogbeiträgen nicht verwendet, aber er umschreibt recht gut, worum es mir im Kontext der verantwortungsvollen Geldflüsse geht.

Viele der aktuellen Missstände in unserer Gesellschaft finden ihren Ursprung in der Welt der Finanzen. Viel zu lange haben wir alle uns zu wenig Gedanken darüber gemacht, was unsere ganz persönlichen Geldentscheidungen zu der Welt, in der wir leben, beitragen.

Wir leben mit Entscheidungen von grossen Konzernen, Politikern und anderen Menschen an der Macht, welche aus ganz persönlichem Interesse das Geld über die Interessen von Menschen und Natur stellen. 

Hier sei angefügt, die Welt ist nicht «schwarz weiss» bzw. «gut gegen böse». Nur den Konzernen und Machtmenschen die Schuld an unserer aktuellen Situation zu geben, wäre nicht angemessen. Es ist ein an allen Ecken und Enden verbundenes System, welches sich über Jahrhunderte hinweg entwickelt hat. Zwischen den Guten und den Bösen kann man darin nicht mehr so einfach unterscheiden. Die Konzerne schaffen Arbeitplätze und manch ein Produkt der sogenannten Bösen bereichert und erleichtert unser Leben. Wenn wir beginnen, die Rolle all dieser Wirtschaftsbereiche neu zu überdenken, müssen wir dabei auch jeweils die Folgen mitberücksichtigen. Und doch, nur weil es komplex ist, heisst es nicht, dass wir es nicht versuchen sollten.

Unsere ganz persönlichen Geldentscheidungen spielen eine entscheidende Rolle in diesem System. Wenn wir es richtig anpacken, werden unsere Geldentscheidungen ganz automatisch dazu führen, dass sich unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft in eine positive Richtung entwickeln. Wenn unser eigenes Geld nur noch in sogenannte saubere Kanäle fliesst, werden automatisch die nicht so sauberen Kanäle austrocknen. Menschen werden beginnen, die Kanäle zu reinigen. An einigen Stellen findet sies bereits jetzt schon statt. Ein Beispiel ist die Textilindustrie, in welcher das Verschmutzen von Flüssen und das Ausbeuten von Menschen schon jetzt nicht mehr akzeptabel ist. Ein Unternehmen nach dem anderen beginnt, neue Wege zu suchen. Wir können ganz konkret und persönlich entscheiden, wo wir unsere Kleidung kaufen. Dies hat Einfluss auf die Wirtschaft und das, was uns Unternehmen zum Kauf anbieten. Was nicht gekauft wird, wird schon bald nicht mehr produziert werden und vom Markt verschwinden.

Mit den Massnahmen, die wir gerade im Aussen durch Corona erfahren, werden wir selber immer wieder vor die Frage gestellt: Was ist genug?

Ich habe gelesen, dass der Durchschnittshaushalt in diesem Jahr mehr Geld spart, als in anderen Jahren. Und dies obwohl die Ausgaben für gesunde, verantwortungsvolle Nahrungsmittel und die Versorgung im lokalen Umfeld gestiegen sind. 


Es gibt bestimmt Menschen, die gerade auf etwas Liebgewonnenes verzichten müssen und dies sehr schmerzhaft spüren. So wie ich es erlebe, sind dies zumeist Dinge, die nicht mit Geld zu bezahlen sind: Kein Besuch bei der Freundin, welche im Nachbarland lebt, oder keine Erholungszeit in der Natur. 

Was macht also genau „sauberes Geld» und was machen «saubere Geldentscheidungen“ aus? 

Für Joel Solomon, den Autor von Clean Money Revolution, welcher aus einem wohlhabenden Unternehmerumfeld kommt, geht es vor allem darum, mit dem Geld, welches er besitzt, saubere Kanäle zu öffnen und zu unterstützen. Er investiert konsequent in verantwortungsvolle Unternehmen und bewirkt damit eine Veränderung zum Positiven.

Auch ohne direkt Geld zu investieren können wir Geldflüsse beeinflussen. Wir entscheiden, wo wir was kaufen und wir entscheiden auch, was für einem Beruf wir nachgehen und für welche Firma wir arbeiten. In der Generation, welche gerade in die Berufswelt eintritt, ist ein sehr grosser Teil der Menschen nicht mehr bereit für eine Firma zu arbeiten, deren Werte sie nicht teilt.

Dies bedeutet zwar, dass sich das Problem, welches wir gerade haben, wahrscheinlich in spätestens zwei Generationen von selber lösen wird. Ich glaube jedoch nicht, dass wir soviel Zeit haben und vor allen Dingen befreit es uns, die wir schon seit einigen Jahren oder auch Jahrzehnten in der Arbeits- und Konsumwelt aktiv sind, nicht von der Verantwortung. Diese Verantwortung ist individuell, daher muss jede Person hier ihren eigenen Weg finden. Wobei, so zu tun, als hätten wir keine Verantwortung, ist dabei keine Option!

Es kann herausfordernd sein, wirklich verantwortungsvolle Geldentscheidungen zu treffen. Und an machen Stellen werden wir abwägen müssen. Klimaschutz zu Lasten sozialer Gerechtigkeit ist zum Beispiel eines dieser Entscheidungsfelder, wo wir ganz achtsam schauen müssen, was wir mit unseren Entscheidungen bewirken. Dies bedeutet nicht, darauf zu verzichten, mit allen Mitteln sicherzustellen, dass wir die menschenverursachten Umweltschädigunen stoppen. Diese Massnahmen und zusätzlich noch etwas, was ich als weises Handeln und Entscheiden bezeichnen würde, sind notwendig.

Ich stelle die These auf, dass ohne das Erlernen und Anwenden der Kompetenz Weisheit, vieles was wir gerade versuchen, um die bessere Welt zu gestalten, nicht so funktionieren wird, wie wir es uns wünschen.

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und füge der Weisheit noch die Liebe und den Frieden hinzu. Wenn ich einen Punkt angeben müsste, welcher mich an dem durchwegs inspirierenden Buch „Clean Money Revolution“ stört, so ist es das Wort Revolution, welches ich instinktiv mit Aufruhr, Kampf und Leid verbinde. Mir ist das Wort Evolution lieber, es wird übrigens im Buch auch häufig mit der Revolution in einem Satz verwendet.

Wenn wir in Wut, Kampf oder sogar im Krieg versuchen, die Welt, die wir für die bessere halten, durchzusetzen, so werden wir Leid und Verlierer produzieren. Rein intuitiv kann dies nicht der richtige Weg sein, wenn es stimmt, und daran glaube ich fest, dass auf dieser Welt für alle genug vorhanden ist, die Grundbedürfnisse aller Menschen zu erfüllen, sodass es kein Verlieren und kein Leiden geben muss.

Deswegen möchte ich neben die Liebe und den Frieden die Weisheit stellen. Nur diese drei Eigenschaften in Kombination können zu einer verantwortungsvollen und lebenswerten Welt führen.

Es bleibt die Frage, warum wir nicht längst auf diesem Wege sind und hier komm ich nun wieder zurück zum Clean Money und der zu Beginn genannten Aussage, dass viele der aktuellen Missstände in unserer Gesellschaft ihren Ursprung in der Welt der Finanzen finden. Um des lieben Geldes wegen tun wir Dinge, die uns zwar nützen, aber der Gesellschaft und der Umwelt schaden. Und an manchen Stellen sind wir uns auch gar nicht bewusst, wie sehr wir durch unsere Bedürfnisse zum Schaden beitragen. Ein Beispiel sind unsere Pensionskassen, die ihr Bestes tun, um dafür zu sorgen, dass es uns auch im Alter finanziell gut geht. Dies tun viele Pensionskassen leider, indem sie in Beteiligungen und Aktien investieren, die der Natur und auch Menschen Schaden zufügen. Hier befindet sich ein grosser Hebel, um anzusetzen. Ein grosses Umdenken und auch ein neues Handeln sind erforderlich. Denn letzten Endes sind es doch unser aller Ersparnisse und unser aller verdientes Geld, und die sind es wert, verantwortungsvoll und respektvoll behandelt und genutzt zu werden. Die Möglichkeiten sind längst da, auf allen Ebenen. Weise Geldentscheidungen können uns helfen, die Welt zu gestalten, die wir uns wünschen.

Was das konkret bedeutet, möchte ich in den kommenden Monaten weiter herausfinden und dann natürlich auch soweit es mir möglich ist, in die Praxis umsetzen.

Erntezeit

////

Der Herbst ist dieses Jahr für mich recht plötzlich gekommen, nicht vom Datum im Kalender her, sondern eher mit Blick auf die Natur. 

Gerade noch waren die Weintrauben an den Reben und nun ist alles bereits gelesen. Die Blätter der Bäume sind bunt und zum Teil bereits abgefallen und auf meinem regelmässigen Spaziergang durch den Wald laufe ich über Wege, die mit Eicheln bedeckt sind. Diese Woche habe ich in Davos auf 2.000 Metern bereits meine erste Wanderung im Schnee gemacht.

Eine reiche Ernte scheint uns die Natur hier rund um mein Zuhause zu schenken. Die Apfelbäume sind voller Früchte und auch sonst scheint es ein nährendes Jahr voller Fülle zu sein. Zumindest hier in meinem Umfeld ist das so.

Natürlich ist es bei aller Schönheit im Augenblick für mich nicht möglich, diese Fülle ohne ein paar nachdenkliche Worte zu geniessen. Wir haben Mitte Oktober und unser Bundesrat hat über erneute Massnahmen beraten und Mensch und Wirtschaft werden sich darauf einstellen müssen, dass dieser Winter so ganz anders sein wird, als wie wir ihn kennen.

Unsere Bewegungsfreiheit und damit die Möglichkeit einander zu begegnen ist eingeschränkt. Vielen Unternehmen steht eine Zeit bevor, in welchen sie noch nicht so genau wissen, ob sie genügend Einnahmen generieren werden, um ihr Geschäft weiter am Leben halten zu können.

Mir scheint wir ernten auch hier gerade etwas, was wir über lange Zeit, bestimmt über einige Jahre, vielleicht aber auch über mehrere Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte gesät haben. Der Lebensstil, den wir auf Kosten anderer Menschen und der Natur gelebt haben, kommt an seine Grenzen. 

Was genau die Ursache dieses Virus ist und was die beste Behandlungsform ist, ich weiss es nicht. Aber eines habe ich als Schülerin der Naturheilkunde gelernt: Ein gesundes Immunsystem ist nicht in gleicher Form anfällig für Krankheiten, wie ein angeschlagenes. Ein gesundes Immunsystem ist in der Lage mit den unterschiedlichen Impulsen von aussen umzugehen und wieder ein gesundes Gleichgewicht herzustellen. Dies gilt aus meiner Sicht auch für das Immunsystem der Wirtschaft.

Erst wenn das Immunsystem soweit angeschlagen ist, dass es die Selbstheilungskräfte nicht mehr alleine aktivieren kann, dann braucht es Hilfe von aussen. Ohne diese Hilfe von aussen würde das System irgendwann zusammenbrechen. Aber irgendwann bricht jedes System. So wie im Herbst die Blätter von den Bäumen fallen, hat auch alles andere seine eigene Zeit, seinen eigenen Lebenszyklus. 

Wir versuchen ja auch nicht, die abgefallenen Blätter wieder an den Baum zu kleben, in der Hoffnung, dass sie wieder grün werden. Wir wissen, dass der Baum diese Phase des Sterbens und des Loslassens braucht.

Auch wenn diese Sätze Vergänglichkeit und Zusammenbruch in den Vordergrund stellen, so ist dieses Sich-Zurückbesinnen auf das Wesentliche, das Herunterfahren unserer konsumgesteuerten Wirtschaft auch eine Chance. Wir haben die Chance uns zu fragen, was wirklich wichtig ist. Genau jetzt bietet sich uns die Chance eine neue Form der Wirtschaft zu gestalten.

Diskussionen über einen Lebensstil, der die eigene Gesundheit fördert und gleichzeitig weder der Umwelt noch anderen Menschen schadet, werden in meinem Umfeld immer häufiger und auch konkreter.

Jedes einzelne menschliche Schicksal ist bedeutend. Manchen Menschen geht es gerade gar nicht gut und es ist wichtig, dass wir alle achtsam mit diesen Menschen und respektvoll mit ihren Schicksalen umgehen. 

Die kommenden Wochen werden uns herausfordern neu zu denken. Sie werden uns herausfordern, neben unserer eigenen Gesundheit auch das Wohl anderer mit im Blick zu haben. Wirtschaft und Gesellschaft funktionieren nur, wenn wir alle gemeinsam als Solidargemeinschaft dazu beitragen. Jede und jeder in der Form wie er und sie kann.

Wir kennen die Zukunft nicht und wir haben auch nur wenig Kontrolle darüber, welche Entscheidungen im Aussen getroffen werden. Wir haben jedoch volle Kontrolle darüber, was diese Entscheidungen mit uns machen. Wir können uns als Opfer sehen. Das ist eine Möglichkeit. Wir können jedoch auch anders reagieren und uns bewusst werden, dass wir Teil der Lösung sind. 

Egal was ich ganz persönlich von den Massnahmen halte, welche Politiker treffen. Deren Auswirkungen werden mich persönlich und andere um mich herum in unserem Leben beeinflussen, ob wir es wollen oder nicht. 

Vielleicht werden mich manche für eine Idealistin oder vielleicht sogar für eine Träumerin halten, wenn ich in dieser Situation auch das Positive sehe und vor allen Dingen auf die Chancen fokussiere. Wobei, wer mich kennt weiss, für wie wichtig ich Träume halte. Sie enthalten das Potential, mit dem wir unsere Zukunft gestalten können.

Gerade in diesem Jahr ist die Ernte in der Natur hier um mich herum sehr reichhaltig. Ein Zeichen dafür, dass es in diesem Winter nicht an gesunden Lebensmitteln mangeln wird und auch noch genug da sein wird für jene, die eine weniger gute Ernte hatten. Übrigens, die UN hat vor einigen Jahren in einer Studie bewiesen: Es ist genug Nahrung für die gesamte Welt vorhanden, wenn wir sie richtig verteilen.

Ich füge noch eine weitere, häufig zitierte Aussage hinzu. Diese lautet: „Es ist genug zu Essen für alle da, jedoch nicht genug für all unsere Gier.“ Dies ist etwas, worüber wir regelmässig nachdenken sollten: Wann haben wir genug und wann ist es an der Zeit, dass, was wir mehr als genug haben weiterzugeben oder zumindest zu teilen?

Die kommenden Monate sind eine grosse Chance Neues zu gestalten. Nicht nur die gesunden Lebensmittel sind jetzt gerade reichlich vorhanden. Um mich herum spriessen auch die kreativen und guten Ideen rund um einen verantwortungsvollen Lebensstil. Vielen lokal und regional orientierten Unternehmen und Bauern geht es in diesem Jahr besser als in anderen Jahren. Immer mehr Menschen vernetzen sich und beginnen gemeinsam die Welt zu gestalten und zu formen, in der wir leben wollen und welche auch für die kommenden Generationen lebenswert ist.

Nach dem Herbst gehen wir mit Samhain (1. November, Allerheiligen, Halloween) in die Zeit des Rückzugs und der Besinnung. In diesem Jahr wird dies für mich eine ganz besondere Zeit sein. 

Ich werde Rückschau halten auf das, was ich in den fast 50 Jahren meines Lebens geerntet habe und ich werde mir anschauen, mit welchen Vorräten ich in die Zukunft gehen möchte. 

Mein Leben und Wirken wird weiterhin die verantwortungsvollen Geldflüsse und den respektvollen Umgang mit Mensch und Natur in den Mittelpunkt stellen. Doch wegen all dem, was gerade um mich herum passiert, werde ich noch konsequenter und fokussierter an dem arbeiten, was mir wichtig ist. 

Es ist eine Zeit der Veränderung und jede Veränderung ist gleichzeitig ein Loslassen und eine Chance. In meiner Lebenszeit war die Chance noch nie grösser, die Vorraussetzungen noch nie besser, um dazu beizutragen, diesen an Konsum und Wachstum orientierte Gesellschaft in eine verantwortungsvollere Richtung zu entwickeln.

Ich habe grossen Respekt vor dem, was kommt und gleichzeitig freue mich mich darauf, an dieser Veränderung mitwirken zu dürfen.

Die kleinen Zeichen am Wegesrand

/////

Eigentlich sind es gar keine kleinen Zeichen, sondern grosse Plakete gewesen, die heute morgen meine Aufmerksamkeit geweckt haben.

In der Regel ärgere ich mich über die viele Werbung in der Stadt, weil ich sie für überflüssig und manipulierend halte. Ich denke die Werbung hat einen sehr grossen Anteil daran, dass diese oft gedankenlose Konsumparty, die viele von uns feiern, immer noch funktioniert. Werbung verführt, das ist nichts Neues.

Und doch…

…Werbung hat auch andere Seiten. Sie informiert mich über den Puls der Zeit. Deshalb widme ich ihr heute meinen kurzen Blogbeitrag.

Auf dem Weg zur Tramhaltestelle gehe ich jeweils an einer Handvoll dieser übergrossen Werbeplakate vorbei.

Das erste, welches ich heute morgen wahrgenommen habe, zeigte Werbung für Solarstrom, also für erneuerbare Energien, das zweite warb für eine Plattform für gebrauchte Konsumgüter, ein Aufruf zu mehr Suffizienz. Und das dritte zeigte Möglichkeiten für Ferien in der Schweiz und gab so einen Impuls nachhaltiger zu reisen.

Diese drei Plakate, welche alle auf ihre Art und Weise Alternativen zu unseren aktuellen Handlungsweisen zeigen, standen dicht nebeneinander. 

Vielleicht bin ich zu optimistisch, aber für mich ist dies ein kleines, aber feines Zeichen, dass sich etwas verändert. Wenn Firmen beginnen ihr Werbebudget für das Zeigen von echten Alternativen einzusetzen, wenn Teile der Wirtschaft beginnen, selber neue, verantwortungsvollere Lösungen zu entwickeln, dann macht mich das hoffnungsvoll.

Und es war nicht nur ein Plakat. Es waren drei nebeneinander. Vielleicht war es Zufall, aber ich sehe es als ein ganz kleines Signal, dass doch viel mehr möglich ist, als wir alle denken.

Vor kurzem hatte ich ein sehr inspirierendes Gespräch mit dem Geschäftsführer von Rotauf. Vor einigen Wochen habe ich ihr Crowdfunding unterstützt und ihn nun persönlich kennengelernt. Lokal, nachhaltig und verantwortungsvoll zu produzieren braucht viel Kreativität, Geduld und Überzeugungskraft. Und es ist möglich. Diese Initiative ist nur ein von den vielen verantwortungsvollen Geschäftsideen, die gerade in die Tat umgesetzt werden.

Wichtig ist, dass wir sie wahrnehmen und wichtig ist auch, dass wir sie unterstützen. Dies können wir alle tun, indem wir achtsamer konsumieren und uns die Zeit dafür nehmen, gute (Kauf-) Entscheidungen zu treffen. Gut für uns und gut für unsere Umwelt.

Was wäre, wenn es irgendwann wieder ganz normal ist, dass unsere Möbel zeitlos schön sind und uns unser Leben lang begleiten. Was wäre, wenn es selbstverständlich ist, dass unsere Kleidung vor unserer Haustür produziert wird und wir mit dem Geld, welches wir für diese Dinge ausgeben, Arbeitsplätze in unserer unmittelbaren Umgebung finanzieren?

Utopie? Zu teuer? Zu kompliziert?

Nein, es ist nur noch nicht überall angekommen, dass es auch anders gehen kann.

Werbung in der Stadt finde ich weiterhin nicht so optimal. Ein paar schöne Kunstwerke, ein paar Bäume und Pflanzen, wäre mir persönlich viel lieber als Plakate, die zu irgendeiner Form von Konsum auffordern. 

Doch heute morgen bin ich für einmal dankbar für die Plakate, denn sonst hätte ich vielleicht verpasst, dass sich Dinge gerade Schritt für Schritt zum Positiven verändern.

Was haben Bäume mit Geldfasten zu tun?

/////

Spontane Antwort: Je tiefer ich mich in die Auseinandersetzung mit dem Geldfasten begab, desto weniger konnte ich den Wald vor lauter Bäumen sehen. Sprichwörtlich und wirklich. Ich gehe tiefer und tiefer in die einzelnen Themen und der Gesamtüberblick scheint mir an manchen Stellen verloren zu gehen. Das Thema Geldfasten tritt in den Hintergrund. Andere Fragen und Themen wie der Coronavirus und die Weltwirtschaft nehmen sich fast unbemerkt ihren Raum. Dies vielleicht, weil einfach überall Geld involviert ist. Hinzu kommt, dass durch all die Massnahmen rund um Corona nun plötzlich vieles ganz anders ist, als ich es noch vor ein paar Wochen dachte. Die Angst vor Krankheit und Tod scheint ganz plötzlich viel relevanter, als der Erhalt unserer Geldflüsse und der Wirtschaft. 

Vieles, was ich längst geahnt hatte, wird immer mehr durch Selbstbeobachtung und Erkenntnisse bestätigt. Mein ganz persönliches Verhältnis zum Geld, mein Umgang mit Geld bestimmt fast unmerklich mein gesamtes Leben und damit beeinflusse ich auch das Leben von anderen. Meine Geldentscheidungen führen an anderen Stellen in der Welt zu verschmutzten Flüssen, zu Hunger und Leid.

Und was haben die Bäume damit zu tun?

Ich lese gerade das Buch «Die geheime Sprache der Bäume» von Erwin Thoma. Im Januar 2020 hatte ich das Glück, mit ihm ein paar Tage verbringen und seine Weisheit und sein Engagement für unsere Natur und die Bäume erleben zu dürfen. Über den Nutzen von Bäumen und den achtsamen Umgang mit ihnen möchte ich hier gar nicht schreiben. Hierzu kann sich jeder bei Erwin ThomaErnst Zürcher aber auch der mittels des Films «Das Geheimnis der Bäume» von Luc Jacquet und vielen anderen Quellen selber ein Bild machen.

Für mich ist ein Absatz aus dem Buch von Erwin Thoma besonders Augen öffnend gewesen und hat bei mir sehr viel ausgelöst:

Die Bäume verfügen über eine natürliche Intelligenz, welche sie in jedem Moment anwenden, um perfekt auf die äusseren Bedingungen zu reagieren. Bei Sturm werden mehr starke Zellen und Strukturen auf der Seite des Baumes erschaffen, wo der Druck am grössten ist. Bei Trockenheit wird mehr Wasser gespeichert, die Versorgung von nicht lebensnotwendigen Teilen des Baumes wird reduziert.

Ein Baum lebt in einem vollständigen Kreislauf – vom Erschaffen bis zum Vergehen. Alles wird genutzt, sogar die Asche vom Holz, welche beim Feuern unserer Öfen entsteht, kann uns als hochwertiger Dünger dienen.

Diesem Bild hat Erwin Thoma die Tätigkeit eines Statikers gegenübergestellt, der ein Haus, eine Brücke oder etwas anderes Langlebiges bauen soll. Der Statiker, die Statikerin muss schon vorher alles berechnen, für alle Eventualitäten Vorbereitungen treffen.

Der mögliche Sturm, das Wasser und alle weiteren Ausseneinflüsse müssen berechnet sein.

Schnell wird mir klar, dass wir in vielen Situationen, in welchen es um unsere Sicherheit geht, besonders im Umgang mit Geld, wie Statikerinnen handeln anstatt uns die intelligenten und lernfähigen Bäume als Beispiel zu nehmen.

Was wäre, wenn wir mit unseren Geldentscheidungen ähnlich situativ umgehen würden, wie die Bäume mit den Situationen, die von aussen an sie herangetragen werden? 

Geld ist ein Gut, welches aufgrund der Eigenschaften wunderbar situativ genutzt werden könnte. Wie die Säfte des Baumes, sollte es im stetigen Fluss sein, um genau dort zu den Menschen zu gelangen, wo es gerade benötigt wird. 

Mein Verzicht auf Geld ist ein Gewinn für eine andere Person an einer anderen Stelle. Aber nur, wenn das Geld im Fluss ist. 

Wenn ich weniger für mich ausgebe, kann jemand anderes den übrigen Betrag nutzen. Wenn ich weniger arbeite, ist im Unternehmen Geld vorhanden, um eine weitere Person einzustellen. Eine Bedingung dafür ist, dass das Geld stetig und bedarfsorientiert fliesst, wie das Wasser und die Nährstoffe im Baum.

Jetzt könnte natürlich der Einwurf kommen, dass die Menschen, die das Geld bekommen, damit etwas machen, was ich mir nicht wünsche. Dann würde mein Fasten einfach nur dazu führen, dass jemand anderes die Billig-Jeans, das Wegwerfprodukt kauft oder eine andere Konsumentscheidung trifft, die ich selber nie treffen würde.

Theoretisch kann das sein, aber hier ist die Selbstverantwortung gefragt. Wieder gibt es eine Parallele zum Baum: Im Baum gibt es keine zentrale Schaltstelle, jede Zelle arbeitet eigenverantwortlich. Der Nutzen des Ganzen, liegt im ureigenen Interesse aller Bestandteile des Baumes.

Ich entscheide, wohin ich das Geld gebe, welches ich selber nicht brauche. Ich habe persönlich schon vielen Menschen mit ganz kleinen Beträgen unterstützt, welche in ihrem Feld eine grosse Wirkung erzielt haben. Und ich durfte sogar grössere Beträge verwenden, um Startups für einen guten Zweck zu unterstützen. Die moderne Technik unterstützt uns hier, das zu fördern, was wir ganz persönlich unterstützen wollen (KIVAWemakeitGebana: Bauern suchen Kunden und viele mehr).

Die Ausrede «Ich weiss nicht, wohin mein Geld geht» zählt nicht mehr. Um in meinem ganz eigenen Feld zu bleiben: Die verantwortungsvollen Banken wie ABSFreie GemeinschaftsbankGLS oder auch die Global Alliance for Banking on Values und die FEBEA leisten hier einen wirkungsvollen Beitrag.

Geldfasten kann aber auch heissen, weniger arbeiten. Stimmt hier das Argument, dass ich fremdbestimmt bin und damit nicht selber und situativ über meine Geldflüsse entscheiden kann? Nein, keiner zwingt mich bei einem Arbeitgeber zu arbeiten, der zwar hohe Gehälter bezahlt, aber dies auf Kosten der Umwelt und der Gesundheit tut. Und auch im Job selber habe ich Spielraum. Ich selber arbeite derzeit im Jobsharing und hoffe, dass dieses auch anderen zur Inspiration dient. Jeder und jede von uns befindet sich in ganz unterschiedlichen Lebens- und Berufssituationen und wie bei einem Baum sind auch die Aussenbedingungen bei uns ganz individuell. Daraus folgt, dass es kein Patentrezept gibt, welches bei allen Menschen anwendbar wäre. Das heisst aber auch, dass wir die Chance haben, ganz individuell und auf uns persönlich zugeschnittene Entscheidungen zu treffen. 

Die Bäume lehren uns ein Reagieren auf Ausseneinflüsse aus der Situation heraus und ähnlich stelle ich mir ein gutes Verhältnis zum Geld und den Einnahmen und Ausgaben vor.

Das Geld ist unser ganz persönliches Werkzeug, es den Bäumen nachzumachen.

Für das Entstehen eines manchmal bis zu 50 Meter hohen Baumes braucht es einen geschützten Platz, Sonnenlicht, Humus, Wasser und einen nur Millimeter grossen Samen – mehr nicht.

Der Gedanke als Mensch von den Bäumen zu lernen, wäre es Wert, weiterverfolgt zu werden. Doch führt dieser zu weit weg vom Geldfasten, daher lasse ich ihn ziehen.

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Kontext unserer Fastenwoche 2020

Ich weiss, dass ich nicht weiss…

///

… Dieses Zitat findet sich bei Platon und wird Sokrates zugeschrieben.

Ganz kurz und subjektiv zusammengefasst geht es für mich in diesem Zitat darum, zu erkennen, dass vieles von unserem vermeintlichen Wissen Scheinwissen ist.

Wir glauben zu wissen und doch kennen wir häufig nur einen Teil der Fakten, ein Puzzlestück, einen Ausschnitt, herausgerissen aus dem Gesamtkontext. Und daraus bildet sich dann unser Scheinwissen. Haben wir dieses für uns erkannt, ist der erste Schritt getan und wir können uns bewusst damit beschäftigen, dass wir nicht wissen. Dieses Beschäftigen mit dem Nichtwissen und vor allen Dingen das Frieden schliessen mit dem Nichtwissen ist es, was uns erlaubt zur Ruhe zu kommen. Dazu braucht es die Erkenntnis, dass Nichtwissen nicht mit Handlungsunfähigkeit gleichzusetzen ist – im Gegenteil. Das Nichtwissen befähigt uns aus meiner Sicht erst dazu, weise zu handeln. Im Nichtwissen gestehen wir ein, dass wir die Lösung für ein Problem nicht kennen und bauen auf unsere Erfahrungen und Fähigkeiten, um eine neue Lösung zu entwickeln, weil alle Versuche, einfach die alten Lösungen über das Problem zu stülpen, gescheitert sind.

Damit bin ich wieder bei meiner Hauptabsicht, bei dem Hauptgrund, warum ich faste. Ich faste um meinen körperlichen Funktionen, meinen Gedanken und Handlungen einen Neustart zu ermöglichen. Nach dem Fasten kann ich Gewohnheiten überprüfen und ändern, die sich vorher unbewusst eingespielt haben.

Eine Woche ist es bereits her, seitdem ich das Fasten gebrochen habe und wieder Nahrung zu mir nehme. Seit meinem Geburtstag habe ich keinen Blogbeitrag mehr begonnen und das aus ganz unterschiedlichen Gründen. 

Zum einen haben mich verständlicher Weise die Massnahmen des Bundesrates vom 20. März beruflich sehr beschäftigt, zum anderen brauchte ich auch meine eigene Zeit, mich dieser neuen Situation anzunähern, meinen eigenen Rhythmus und meinen eigenen Platz in dieser Situation zu finden. Mein Ziel war und ist es, die guten Impulse des Fastens und all mein Lernen in dieser Zeit mitzunehmen und anzuwenden – in dieser Zeit, die gerade neu beginnt, weil die alte so plötzlich geendet hat.

Zum dritten werden derzeit so viele Worte zur Coronakrise gesagt und geschrieben, so viele Wahrheiten und Fakten verbreitet, dass ich nicht das Bedürfnis hatte, auch noch dazu beizutragen.


Ich weiss, dass ich nicht weiss…

Ich habe keine Ahnung, ob die getroffenen Massnahmen die richtigen sind, ob die Zahlen stimmen. Ich kann nicht beurteilen, welche medizinische Aussage zum Krisenverlauf der Wahrheit am nächsten kommt.

Ich weiss, wie es sich anfühlt, kranke Menschen zu begleiten, die mir und meinen Herzen sehr nahe sind. Ich weiss, was es heisst, sich von Menschen zu verabschieden, die gefühlt viel zu früh sterben. Am letzten Sonntag ist jemand aus meinem Umfeld im Alter von 53 Jahren gestorben, nicht am Coronavirus und auch nicht völlig unerwartet, aber viel zu früh. Diese Person wird eine Lücke hinterlassen. Diese Person wird vielen Menschen fehlen. 

Ich weiss also, welche Schmerzen für mich mit dem Tod von Menschen, mit dem Akzeptieren von Situationen, die ich nicht ändern kann, verbunden sind.

Mein Mitgefühl ist mit all jenen Menschen, die auf die unterschiedlichste Weise von der Coronakrise durch Krankheit, Tod, Jobverlust, Unsicherheit oder anderen Ängsten betroffen sind. Jeder und jede von uns wird jetzt auf ganz unterschiedliche Weise mit den eigenen Ängsten und Sorgen konfrontiert.

Unbewusst ist uns allen bereits jetzt klar, ein Zurück zum Normalzustand wird es nicht geben. Denn der Normalzustand, war gar keiner. 

Es war ein Autopilot, der uns erst hierhin gebracht hat. Immer mehr Konsum, immer mehr Stress, massloses Leben und Handeln hat unseren Alltag bestimmt. Wir nehmen chemisch bearbeitete und industriell verarbeitete Nahrung zu uns, die nicht mehr nährt und erschaffen uns damit ein Immunsystem, welches uns nicht mehr schützt und sich mit Anfälligkeiten für Krankheiten oder auch durch Autoimmunkrankheiten bemerkbar macht. Es gibt wahrscheinlich nicht die eine Ursache für die Krise, in der wir vor der Coronakrise bereits gesteckt haben, es ist ein Cocktail an Ursachen, welcher dazu geführt hat.

Wir haben nun als Gesellschaft die grosse Chance, ein neues «Normal» zu definieren, eines welches die Würde von Mensch, Natur und Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt ( siehe meinen letzten Beitrag «Was hat Würde mit Fasten zu tun» ).

Meine kommenden Beiträge werden von diesen Chancen handeln. Und vor allen Dingen werden sie vom Nichtwissen handeln und davon, dass das Nichtwissen uns zur notwendigen Weisheit führen wird, aus dieser Krise zu lernen.

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Kontext unserer Fastenwoche 2020

Was hat Würde mit Fasten zu tun?

///

Würde – schon wieder so ein altehrwürdiges Wort, welches es mir angetan hat. Würde ist der Wert, der einem Menschen innewohnt, das Bewusstsein des eigenen Wertes (siehe Duden). Die Würde des Menschen ist in diversen Grundgesetzen verankert und wie es heisst, unantastbar.

Doch wie gehen wir selber mit unserer Würde um? Welchen Wert geben wir ihr? Welchen Wert geben wir ihr in Bezug auf Geld.

«Es gibt uns Menschen eine neue Würde, wenn wir uns in unserem Konsum- und Reiseverhalten weiterentwickeln» schrieb Julia Medugno am 15. März 2020 in ihrem Blogbeitrag zu dieser Fastenwoche, ein Satz der mich inspiriert hat, über die Würde und ihre Verbindung zum Fasten nachzudenken.

Es gibt viele Handlungen, die wir als Menschen noch immer regelmässig durchführen, wie das Shopping am Samstag, die Jagd nach den technischen Neuheiten und das Mitgehen mit jedem Modetrend, die aus meiner Sicht nicht wirklich nährend sind. In Sachen Shopping muss ich gar kein Geld fasten, denn meine Geldflüsse gehen nur in diese Richtung, wenn ich wirklich etwas benötige. Häufig denke ich darüber nach, ob ich das Kleidungstück oder ein neues Smartphone wirklich brauche. Und fast gleichzeitig denke ich dann auch noch darüber nach, wenn ich etwas ersetze, was eigentlich noch funktionsfähig ist, wem ich das zu ersetzende Stück weitergeben kann. Ich habe schon auf Käufe verzichtet, weil mir niemand einfiel, dem ich das gebrauchte, das alte Stück weitergeben konnte.

Ein würdevolles Leben hat für mich sehr viel damit zu tun, dass meine Handlungen von anderen Menschen und von mir selber als angenehm, achtsam und weise angesehen werden. Dies gilt, weil mir das Thema Geld so wichtig ist, besonders für meine Geldentscheidungen.

Sich selber durch den achtsamen Umgang mit Geld eine neue Würde zu geben ist eine schöne Vorstellung, insbesondere, weil ja Würde so viel mit Wert zu tun hat. Ich könnte jetzt damit beginnen, jede Menge Geldhandlungen von verschiedensten Unternehmen, Institutionen oder einzelnen Menschen aufzuzählen, welche ich persönlich als so gar nicht würdevoll oder wertvoll bezeichnen würde. Dies tue ich jedoch bewusst nicht. Viel schöner, nährender und freudvoller finde ich es Ideen zu entwickeln, die meinem Handeln mehr Würde geben. Hier sind meiner Phantasie keine Grenzen gesetzt. Und ich merke gerade: Mein aktuelles Fasten muss ich ja auch nach dem Fastenbrechen am kommenden Samstag nicht vollständig aufgegeben. Ich kann mir weiterhin Gutes tun, indem ich massvoll und verantwortungsvoll konsumiere und teile und weitergebe, was ich nicht brauche.

Der Bundesrat hat am Montag 16. März erweiterte Massnahmen für die Eindämmung der Coronapandemie beschlossen. Die Schliessung von Läden und Gaststätten sowie das Verbot von Veranstaltungen wird viele Selbständige und kleine Unternehmen an den Rand ihrer Existenz bringen. Sind wir bereit, hier zu teilen? Vielleicht mag es so weit gehen, dass wir, die wir noch regelmässige und gute Gehälter beziehen und Arbeitgeber haben, die kulante Regelungen finden, in den kommenden Monaten etwas abgeben müssen und uns in Genügsamkeit und Masshalten üben dürfen, damit alle weiterhin gut leben können. Ich bin gerne bereit, hier beizutragen. Für die Menschen in der Schweiz: Es gibt bereits eine Onlinepetition, die ihr unterscheiben könnt, wenn ihr wollt. Hier der Link.

Die positiven Auswirkungen der Coronakrise sollten mit dem Ende der vom Bundesrat erlassenen Massnahmen nicht einfach in Vergessenheit geraten. Wahrscheinlich wiederhole ich mich, aber es ist mir einfach wichtig. Diese Krise ist für uns alle eine Chance. Durchatmen, langsamer werden, sich wieder auf das Wesentliche besinnen, mehr Zeit mit der Familie, klares Wasser in Venedig, Delphine, die wieder zurück an die Strände kommen, all dies sind jetzt schon sichtbare Wirkungen der weltweiten Massnahmen.

Diese sollten es uns wert sein, darüber nachzudenken, ob wir nicht auf Dauer unseren Konsum und den Lebensrhythmus demjenigen der Natur anpassen. Wir brauchen viel weniger als wir manchmal denken, das Fasten beweist mir dies immer wieder.

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Kontext unserer Fastenwoche 2020

Genügsamkeit

///

Zu Beginn der Fastenzeit ist mir das Wort Genügsamkeit in einem Artikel zum Thema Geld aufgefallen. Das Wort und seine Bedeutung begleiten mich seitdem. Ich wollte schon länger darüber schreiben. Heute beginne ich damit.

Es ist schon seltsam, wie sehr sich das Thema «Geld und Fasten», welches ich mir für diese Fastenwoche ausgesucht habe, in den aktuellen Ereignissen rund um den Globus wiederspiegelt. Ich lese von Hamsterkäufen, von Ländern, die ihre Grenzen schliessen, mit der Begründung, dass Grenzgänger nicht die Regale der Lebensmittelgeschäfte im Nachbarland leer kaufen.

Mit Genügsamkeit hat dies nur wenig zu tun. Synonyme zu Genügsamkeit sind zum Beispiel: Bescheidenheit, Dankbarkeit, Einfachheit, Enthaltsamkeit. Genügsam sein bedeutet: Mit wenig zufrieden zu sein, so sagt der Duden. Ansonsten finde ich bei der Suche im Netz nicht sonderlich viel zur Genügsamkeit. Sie scheint veraltet, nicht attraktiv. 

Bescheidenheit ist nicht gefragt, unsere westliche Konsumgesellschaft spiegelt es uns wider,. Wir leeren die Regale, damit es uns auch weiter gutgeht. 

Die Fragen: «Was brauchen die anderen?», «Was nehme ich jemandem anders weg, wenn ich mehr kaufe, als ich brauche?» scheinen von jenen, die ihre Einkaufwägen mehr als voll laden, nicht gestellt zu werden.

Martin Booms von der Akademie für Sozialethik und Öffentliche Kultur in Bonn fasst es in seinem Artikel «Corona und die Werte: Warum es um viel mehr geht als nur um eine gesundheitliche Krise» aus meiner Sicht wunderbar zusammen: Es geht um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Gemeinwohl und Eigeninteresse. 

(…) Denn die Corona-Epidemie trifft – gerade in den westlich-liberalen Gesellschaften – auf einen moralisch und politisch schwer vorerkrankten Patienten, der bereits vorher an allen Symptomen litt, die die gegenwärtige Epidemie nun exponentiell hervortreibt: einem hohen Mass an Orientierungslosigkeit und Verunsicherung, gepaart mit Vertrauensverlust gegenüber etablierten politischen und wirtschaftlichen Strukturen; einem durchgreifenden Hang zur Dystopie, dem der Zukunftshorizont in immer düstereren Farben erscheint und der den klassischen Fortschrittsoptimismus des liberalen Weltverständnisses freiheitsbedrohlich in sein Gegenteil verkehrt; einer Erosion des Konzepts objektiver Wahrheit, die noch den letzten festen Boden allgemein anerkannter Tatsachen ins Wanken gebracht hat. (…)

NZZ Online Martin Booms 14.03.2020, 05.30 Uhr (Link)

Wir haben das Vertrauen in uns, in die Gesellschaft, die Politik, die Wirtschaft, ja so wie es scheint in alles verloren. Da ist es dann auch nicht verwunderlich, dass wir mit Tugenden wie Genügsamkeit, Bescheidenheit und Enthaltsamkeit so wenig anfangen können. 

Im Fasten erlebe ich immer wieder, wie wenig ich brauche. Und das, was ich nicht brauche, können ja andere benutzen. Ein Kreislauf, der mich mehr nährt, als das Wissen darum, dass ich mit meinen gehamsterten Vorräten ein paar Wochen länger auskomme, als meine Nachbarn. Ich konzentriere mich wieder auf das Wesentliche und merke, was ich alles nicht brauche. 

Für mich ist Genügsamkeit ein Luxus. Ich geniesse es sehr, wieder zu erkennen, wie wenig für ein gutes Leben notwendig ist. Und auch zu erkennen, dass es kein Leiden, sondern ein Gewinn ist, sich allem Überflüssigen ganz bewusst zu entledigen und dem Wesentlichen Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken.

Was mich besonders nährt in dieser Zeit ohne Nahrung ist, dass ich mir wieder bewusst mache, dass meine Genügsamkeit bei jemand anderem das Gefühl von Fülle auslösen kann. Das, was ich nicht nutze oder esse, kann jemand anderes gebrauchen. Wenn wir dies nicht nur in unserem direkten Umfeld praktizieren, sondern uns bewusst machen, dass die Wirkung auf der globalen Ebene noch viel, viel grösser ist, fast unvorstellbar, was können wir dann alles gemeinsam bewirken. Eine Welt ohne Hunger ist möglich – und das Umverteilen von Geld und anderen Ressourcen durch die eigene Genügsamkeit, nicht nur in Fasten oder Krisenzeiten, sondern auch im ganz alltäglichen Leben, ist die eigentliche Fülle. 

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Kontext unserer Fastenwoche 2020 

Was ist mir meine Geldfreiheit und ein gutes Leben wert?

//

Mit dieser Frage habe ich am Samstag meinen Blogeintrag beendet. Und damit mache ich heute weiter.

Wer mich kennt, weiss, dass Geld für mich etwas sehr Schönes ist, aber auch etwas, dass ich, obwohl ich mich täglich damit beschäftige, vielleicht nie wirklich verstehen werde. 

Für diese Blogreihe in der Fastenzeit habe ich einige meiner alten Bücher und Aufzeichnungen wieder hervorgeholt und darin nach Antworten auf meine Fragen gesucht.

Heute Morgen entdeckte ich in einem Brand Eins Magazin aus dem Jahr 2018 den Artikel «Drei-Rubel-Russland» . Darin wird erzählt, welchen unterschiedlich hohen Wert der gleiche Rubel in Moskau und in einem Dorf irgendwo in Russland hat. Und er erzählt davon, wie wenig es die Dorfbewohner tangiert, ob es da draussen in der Welt Wirtschaftskrisen oder Börsencrashs gibt. Geld spielt bei Ihnen eine untergeordnete Rolle, ihr Leben wird durch andere Dinge bestimmt. Nach Moskau fahren sie nur gelegentlich, um für einige Wochen zu arbeiten, um die Mittel zu generieren, die sie brauchen, um bestimmte Sachen zu kaufen.

An vielen Stellen im Magazin wird betont, dass Geld eine Glaubenssache, ein Versprechen ist. Wir müssen daran glauben, dass uns die Beträge, welche unsere Konten ausweisen oder auch das Geld, welches sich in unserem Portemonnaie befindet, an einer anderen Stelle getauscht werden kann. 

Im Editorial der Ausgabe ist zu lesen:  «Was gibt es über Geld schon gross zu sagen? Die einen haben zu viel davon, die anderen zu wenig. Es kann Gutes und Schlechtes bewirken, macht nicht glücklich und steckt hinter den meisten Verbrechen.»

Das stimmt irgendwie, und doch ist scheinbar ja noch so viel mehr dahinter. Viele von uns lassen ihr Leben vom Geld bestimmen. «Ich muss Geld verdienen, um gut zu leben», «Ich muss Geld verdienen, um meine Hypothek abzubezahlen», «Ich muss Geld verdienen, um meine Familie zu versorgen», diese Sätze höre ich immer wieder in Gesprächen und in den meisten Fällen kommt direkt anschliessend die Aussage, dass ihr Job ihnen überhaupt nicht gefällt, dass sie mit ihren Kollegen nicht klar kommen und gar nicht selten macht jemand die Aussage, dass der Job ihn oder sie krank macht.

Irgendwas läuft da falsch, denn viele leben ja gar nicht gut, trotzdem sie gutes Geld verdienen. Sie verdienen zwar Geld, haben schöne Autos, schöne Häuser und all das, was ihnen sonst noch begehrenswert erscheint, aber sie verbringen den Grossteil des Tages mit Menschen, mit denen sie nicht sein wollen und an Orten, die ihnen gar nicht gefallen. Warum nehmen sich diese Menschen nicht die Freiheit, soviel zu arbeiten, wie sie wollen und dies an einem Ort, der ihnen guttut? 

Ein wichtiger Grund ist bestimmt, die Angst, dass sie ihre Existenz, ihre Grundbedürfnisse wie Nahrung, Bildung und Gesundheit nicht abdecken können, falls sie ein anderes Leben starten. Diese Angst mag zum Teil berechtigt sein und hier ist ein ganz klarer Auftrag an unsere Politiker, zeitgemässe Lösungen zu finden. Die Einführung eines bedingungsloses Grundeinkommens könnte ein hilfreicher Schritt sein, um der Geldfreiheit näher zu kommen.

Nochmals zur Klarstellung: Geldfreiheit bedeutet für mich nicht, dass ich ohne Geld leben möchte und dass ich das Geld als Tauschmittel an sich in Frage stelle. Im Gegenteil, Geld soll, kann, darf und muss vielleicht sogar ein wichtiger Bestandteil unserer Wirtschaft sein. Ich möchte einfach in Freiheit entscheiden, was das Geld mit mir macht und was ich mit dem Geld mache.

Warum lassen wir das Geld bestimmen, wie unser Leben verläuft, indem wir Jobs annehmen, die uns schaden, die schädlich für die Umwelt sind, die schädlich sind für andere Menschen?

Bei jeder Person, die bisher zu mir in die Beratung zum Thema Geld kam, gab es Alternativen zum Status quo. Ich gebe zu, diese hatten in der Regel auch eine Einschränkung des Konsumverhaltens zur Folge, doch im Grunde haben die Veränderungen immer den Weg zu einem lebenswerteren und verantwortungsvolleren Leben aufgezeigt. 

Grundvoraussetzung zur Erlangung der Geldfreiheit ist: Wir müssen unsere Bedürfnisse kennenlernen.

Fasten in jeder Form ist hilfreich, uns daran zu erinnern, was wir wirklich brauchen. Vielleicht ist es ein Zufall oder auch nicht? Die Massnahmen in Verbindung mit dem Coronavirus fallen genau in die Fastenzeit. Die Wirkung ist die gleiche, wir fokussieren uns auf das, was uns wichtig ist. Ich habe von einigen Eltern gehört, die nun mit den Kindern den Garten bepflanzen, mit Blumen und auch mit Gemüse und Erde auf den Balkon tragen für die Tomatenpflanzen. Wir werden wieder kreativ, wir sorgen wieder für Nahrung, von der wir wissen, woher sie kommt. Damit nähern wir uns wieder unseren wirklichen Bedürfnissen. Im Fasten gibt es viel zusätzliche Zeit für mich, denn ich muss nicht kochen, ich fahre nicht ins Büro. Diese Zeit nutze ich, zum Schreiben, Lesen und um mit Freunden und in der Natur zu sein.

Das ist Freiheit für mich. Das ist ein gutes Leben für mich. Und dieses ist mir sehr viel wert. Es gibt vieles, worauf ich auch ausserhalb der Fastenzeit verzichte. Ich konsumiere bewusst und wenig, aber dafür hochwertig und gesund. Ich reise nur gelegentlich, wir musizieren, statt in Konzerte zu gehen. Aber ist das wirklich Verzicht? Für mich nicht, denn ich weiss, dass ich viele Dinge gar nicht brauche, also fehlen sie auch nicht. Und weil ich sie nicht brauche, muss ich auch kein Geld generieren, um sie zu kaufen. Dies bedeutet, dass ich mir aussuchen kann, wieviel und wo ich arbeiten möchte. 

Warum tun dies nicht mehr Menschen? Warum sehen so wenige, wie viel Macht wir dem Geld geben und wie wenig das nötig wäre?

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Kontext unserer Fastenwoche 2020 

Wie gelingt es positive Veränderungen auch langfristig beizubehalten?

////

Die Coronakrise hat auch uns zu Veränderungen im Ablauf der Fastenwoche veranlasst. Wir haben entschieden, uns nicht im öffentlichen Café «Jenseits im Viadukt» zu treffen, sondern nur in der Altstadt im Raum an der Trittligasse 16 Annex und dies an den entsprechenden Tagen jeweils um 16 Uhr, das nächste Mal also heute um 16 Uhr und dann am Dienstag, 17. März 2020.

Am Samstag zu Fastenbeginn haben wir vor allen Dingen über zwei Themen diskutiert: Wie bringen wir die positiven Entwicklungen, welche die Coronakrise für die Gesellschaft und auch für das Klima bringt, weiter in die Zukunft?  

Im Laufe der Diskussion kam dabei die Kirche ins Spiel. Brauchen wir überhaupt noch die Institution Kirche und wenn ja wozu? Da ich für diese Woche in meinen Blogbeiträgen aber beim Geld und beim Fasten bleiben möchte, fokussiere ich mich auf die erste Frage.

Ab morgen, Montag, 16. März 2020 bleiben die Schulen zunächst einmal bis 4. April geschlossen. Für einige Schulen ist bereits klar, dass es bis zum 30. April keinen Unterricht geben wird. In Restaurants dürfen sich zeitgleich nicht mehr als 50 Personen in Räumen aufhalten. Veranstaltungen mit über 100 Personen sind bis Ende April nicht mehr erlaubt.

Das Leben verlangsamt sich – ungeplant, von aussen bestimmt. Gleichzeitig ist dies ja auch genau das, was ich für mich mit der Fastenwoche bezwecke. Auch im Café Jenseits, in welchem wir uns am Samstag für den Start getroffen hatten, blieben alle Plätze um uns herum leer. 

Gibt es dem Verhängnis überhaupt etwas Positives abzugewinnen? Viele Hoteliers, Restaurantbesitzer und -pächter, Eventveranstalter und unzählige andere Selbständige werden diese Zeit noch lange in Erinnerung behalten, und dies bestimmt nicht positiv. Ihre Existenzen hängen davon ab, dass jemand vorbeikommt und konsumiert, Geld in den Fluss bringt.


Doch brauchen wir wirklich all diese Veranstaltungen? Braucht es jede Woche Orte, an welchen sich über 1000 Menschen zusammenfinden, um sich in eine andere Welt zu beamen? Brauchen wir den alltäglichen, den sonntäglichen Gang ins Restaurant?

Genau das, was ich mir vom Fasten wünsche, passiert gerade auf der Ebene des täglichen Lebens – viele Dinge, die uns lieb geworden sind, fallen ganz plötzlich weg. Zugegeben, mein Fasten ist freiwillig und die Massnahmen zur Eindämmung der Coronakrise werden uns vom Staat vorgeschrieben. Trotzdem ist die Wirkung ähnlich. Wir erkennen, was uns wirklich wichtig ist. Freunde beginnen achtsam bei Treffen einander zu fragen, welche Form der Begrüssung sie sich wünschen. Verabredungen werden so getroffen, dass die Sicherheitsbedürfnisse der einzelnen aber auch das Risiko der möglichen Gefährdung von anderen berücksichtigt werden. Wir fragen einander wieder, was wir brauchen. Wir nehmen Rücksicht auf die Bedürfnisse der anderen. Endlich wieder! 

Die Frage, die nun dringend wird, lautet: Wie können wir diese Achtsamkeit auch bewahren, wenn die Krankheitswelle wieder vorbei ist? 

Das Bewahren gilt natürlich auch für all die Entwicklungen, die sich positiv auf die Natur und unseren Alltag auswirken. Die reduziert arbeitenden Fabriken führen zu besserer Luft, Flugzeuge bleiben am Boden und reduzieren damit den CO2-Ausstoss. Auch nicht zu unterschätzen ist, dass sich die Pendler auf unterschiedliche Züge verteilen und es somit wieder möglich ist, auch in Stosszeiten einen Sitzplatz zu bekommen. Wir fragen uns bewusst «Wie und wann wollen wir reisen?» und dies für den Berufsalltag genauso wie für den Ferienaufenthalt. Im Supermarkt werden die Grenzen des Konsums sichtbar, denn es ist nicht mehr alles in den Regalen zu finden und wir merken, dass wir auch gar nicht all das brauchen, was wir sonst in unsere Einkaufwagen packen.

Wir haben den Autopiloten verlassen und treffen für einen Moment bewusste Entscheidungen, und auf vielen Ebenen schadet es uns nicht, im Gegenteil.

Wie wird es gelingen, diese positiven Aspekte in nachhaltige Verhaltensweisen umzuwandeln und nicht wieder bei der ersten Gelegenheit zu beginnen, masslos und achtlos zu konsumieren und zu reisen?

Meine ehrliche Antwort: Ich weiss nicht, wie die Welt sich nach der Coronakrise entwickeln wird. Ich spreche gerade mit so vielen Menschen, die sich die gleichen Fragen wie ich stellen und sich auch wünschen, dass wir uns verantwortungsvoll in dieser Welt bewegen. 

Das stimmt mich zuversichtlich. Und als einen ersten Schritt werde ich selber für mich ganz persönlich all die positiven Aspekte dokumentieren, damit ich mich auch, wenn wir längst wieder zur Normalität übergegangen sind, erinnere, was mir wirklich guttut.

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Kontext unserer Fastenwoche 2020 

Samstag, 14. März 2020 – Meine Woche ohne Nahrung beginnt

///

In dieser Woche möchte ich täglich die Gedanken zum Thema Geld und Fasten weiterentwickeln. Dabei freue mich sehr auf den Austausch mit anderen Menschen, denn Geld ist ja etwas ganz Persönliches und gleichzeitig auch etwas, dass uns alle betrifft, denn wie bereits im Blog «Kann man Geld essen?» erwähnt, ist Geld etwas, dass nur in einer Tauschbeziehung einen Nutzen erhält. Ich freue mich darauf, für die kommenden sieben Tage an jedem einzelnen Tag meine Gedanken über diesen Blog zu teilen.

Die unterschiedlichen Aspekte des Geldfastens, welche ich in den vorherigen Beiträgen angesprochen habe, sind für mich alle auf ihre Weise spannend. Für den Moment möchte ich die beiden Themen Geldfreiheit und Macht des Geldes betrachten. Aber ich schaue nicht nur auf mich ganz persönlich und meine Beziehung zum Geld, sondern mache den Fächer auf und schaue, was gerade in der Welt geschieht, wo Geldflüsse versiegen und Machtverhältnisse sich verändern.

Am Donnerstag, 12. März hat die USA einen 30-tägigen Einreisestopp gegenüber Europa ausgesprochen. Anschliessend waren die Börsen auf Talfahrt. Ein kurzer Artikel von SRF namens «Schwarzer Freitag – Die Börsen im freien Fall wegen Coronavirus» vom Morgen des Freitag, 13. März enthält einen Satz, der mich aufhorchen lässt. Dieser heisst «Doch die Anlegerinnen und Anleger glauben offenbar nicht daran, dass man eine Pandemie mit Geldpolitik bekämpfen kann.».

Dass wir als Gesellschaft durch einen Virus namens COVID-19 so sehr in unserer Art und Weise, wie wir unser Leben gestalten, in Frage gestellt werden, konnte sich noch vor ein paar Wochen niemand vorstellen. 

Als ich zu Beginn der Fastenzeit in meinem Blogbeitrag mir selber die Frage gestellt habe, was passieren könnte, wenn die wohlhabende Welt für eine Woche auf Einnahmen verzichten würde, habe ich nicht erwartet, dass ich so schnell eine reale, in unserer Wirtschaftswelt verankerte Antwort darauf bekommen würde. Das was gerade in der Welt in Verbindung mit diesem Virus passiert, hat Auswirkungen, die weit über die Eindämmung einer Krankheit hinaus gehen.

Fast jeder Bereich unseres Lebens ist in irgendeiner Form betroffen. Da ich mich entschieden habe, in dieser Zeit über Fasten und Geld zu schreiben, werde ich mich auch bis Ostern, dem Ende der offiziellen Fastenzeit darauf fokussieren, dies jedoch nicht ohne ab und zu auf die Aktualität zurückkommen, denn ich denke, noch besser gesagt, ich wünsche uns allen, dass wir aus dieser Krise auch Schlüsse ziehen und Antworten auf die Frage finden werden, was an unserer aktuellen Form, zu leben vielleicht auf Dauer verändert werden könnte. Ich erinnere einfach nochmals daran, wie gut einige der Massnahmen gegen den Virus für Klima und Natur sind und auch ein massvolles, genügsames Konsumverhalten unterstützen.

Die aktuelle Entwicklung in der Corona Krise macht deutlich: Ein unerwartetes Ereignis und unsere regelmässigen Geldflüsse sind gefährdet und unsere so mühsam aufgebauten Sicherheitspolster in Geldeinheiten schmelzen an manchen Stellen bereits bedrohlich zusammen. 

Medien berichten von Umsatzeinbussen, Arbeitnehmer werden in die Kurzarbeit geschickt, Restaurants bleiben leer. Und nun wird es auch an den Börsen sichtbar, zum Beispiel durch tiefrote Zahlen und Rekordverluste am Donnerstag, 12. März 2020.

Der Geldfluss stockt – unfreiwillig. Wie ich im Blog «Wenn Geldflüsse unterbrochen werden: Führt der Coronavirus zu unfreiwilligem Geldfasten?» festgestellt habe, hat dies nichts mit Geldfasten zu tun, da Fasten Freiwilligkeit bedingt. Bei der Suche nach der Antwort «Was ist die Wirkung des Geldfastens?» ist eine Auseinandersetzung mit den aktuellen Ereignissen hilfreich, denn in beiden Fällen fliesst das Geld nicht mehr so weiter, wie bisher.

So sehr ich mich in Menschen und Institutionen hineinversetzen kann, die in wenigen Tagen zwischen 10 bis 25% oder auch noch mehr des Wertes ihres Vermögens an der Börse verloren haben, ich sehe es als ein wegweisendes, fast positives Zeichen, wenn wir erkennen, dass Geld an sich nie die Lösung eines Problems, einer Herausforderung sein kann. Geld kann unterstützen, aber Geld an und für sich ist nicht das, was wir wirklich brauchen.

Wenn wir sagen «Ich benötige Geld, um im Alter gut zu Leben» meinen wir eigentlich: Ich möchte auch im Alter eine schöne Wohnung haben; ich möchte, wenn ich krank bin, eine gute Betreuung und Versorgung haben; ich möchte auch im Alter gut und gesund leben.

Wenn wir sagen «Ich benötige Geld, um zum Frisör zu gehen» benötigen wir eigentlich einen Haarschnitt oder vielleicht auch nur eine Kopfmassage oder ein Gespräch mit einem Menschen, der uns sympathisch ist.

Ich erzähle nichts wirklich Neues, wenn ich sage, dass all diese Bedürfnisse inzwischen auch ohne Geld erfüllt werden können.

Ein paar Beispiele aus meinem ganz persönlichen Umfeld, im Wissen, dass es noch viele weitere gibt.

KISS – die vierte geldfreie Vorsorgesäule

«Keep ishort and simple» baut Zeitkonten auf, die in einer späteren Phase im Leben wieder abgerufen werden können. KISS-Genossenschaften bieten ihren freiwillig tätigen Mitgliedern vielseitige Unterstützung, indem sie Menschen in allen Lebenslagen und -altern begleiten, mit alltäglichen Dienstleistungen in Haus und Garten, Fahrten, mit Zuhören und Gesprächen, Spazieren, Bewegung usw. Die sich unterstützenden Menschen («Tandems») werden durch Fachpersonen zusammengeführt und begleitet.

Tauschen am Fluss

In dieser Tauschbörse werden die unterschiedlichsten Dienstleistungen ausgetauscht. Eine Übersicht aller aktuellen Angebote findet sich in der Marktzeitung.

Puraverdura

Puraverdura ist eine Genossenschaft bei mir direkt um die Ecke, wo ich ab Sommer dieses Jahres einen Teil meiner Nahrung beziehen kann, da ich Genossenschaftlerin bin. Im Gegenzug habe ich einen finanziellen Genossenschaftsbeitrag geleistet und werde zusätzlich mit Arbeiten wie Jäten, Ernten und ähnliches meinen Anteil an der Ernte verdienen. Dies ist für mich nicht vollständig geldfrei, da ich mich entschieden habe, nur acht Arbeitseinsätze zu leisten. Mit mehr Arbeitseinsätzen kann man die Geldleistung bei verschiedenen Formen der solidarischen Landwirtschaft wesentlich reduzieren. 

Genossenschaften für solidarische Landwirtschaft finden sich inzwischen überall. Zu Beginn braucht es eine Anfangsinvestition und auch die Mitarbeitenden müssen in Geldeinheiten bezahlt werden – denn wir leben nun mal auch noch im althergebrachten Geldwirtschaftssystem. Erst wenn vollständige Tauschzirkel aufgebaut sind, werden diese Systeme immer robuster werden und weniger Geld muss fliessen.

Sieben Linden ist ein Dorf in Deutschland, welches als gesamte Siedlung darauf ausgerichtet ist, sich unabhängig von globalen Geldflüssen zu machen. Viele gute Ideen und Impulse sind hier zu finden. 

Zusammengefasst:

Es gibt also Wege, um in eine Geldfreiheit zu kommen und sich der Macht, welche das Geld über uns zu haben scheint, längerfristig zu entledigen. Zugegeben, sie sind aufwendiger als mancher Job. Hier darf sich jeder und jede fragen: 

Was sind mir meine Geldfreiheit und ein gutes Leben wert? 

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Kontext unserer Fastenwoche 2020