Ich weiss, dass ich nicht weiss…

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… Dieses Zitat findet sich bei Platon und wird Sokrates zugeschrieben.

Ganz kurz und subjektiv zusammengefasst geht es für mich in diesem Zitat darum, zu erkennen, dass vieles von unserem vermeintlichen Wissen Scheinwissen ist.

Wir glauben zu wissen und doch kennen wir häufig nur einen Teil der Fakten, ein Puzzlestück, einen Ausschnitt, herausgerissen aus dem Gesamtkontext. Und daraus bildet sich dann unser Scheinwissen. Haben wir dieses für uns erkannt, ist der erste Schritt getan und wir können uns bewusst damit beschäftigen, dass wir nicht wissen. Dieses Beschäftigen mit dem Nichtwissen und vor allen Dingen das Frieden schliessen mit dem Nichtwissen ist es, was uns erlaubt zur Ruhe zu kommen. Dazu braucht es die Erkenntnis, dass Nichtwissen nicht mit Handlungsunfähigkeit gleichzusetzen ist – im Gegenteil. Das Nichtwissen befähigt uns aus meiner Sicht erst dazu, weise zu handeln. Im Nichtwissen gestehen wir ein, dass wir die Lösung für ein Problem nicht kennen und bauen auf unsere Erfahrungen und Fähigkeiten, um eine neue Lösung zu entwickeln, weil alle Versuche, einfach die alten Lösungen über das Problem zu stülpen, gescheitert sind.

Damit bin ich wieder bei meiner Hauptabsicht, bei dem Hauptgrund, warum ich faste. Ich faste um meinen körperlichen Funktionen, meinen Gedanken und Handlungen einen Neustart zu ermöglichen. Nach dem Fasten kann ich Gewohnheiten überprüfen und ändern, die sich vorher unbewusst eingespielt haben.

Eine Woche ist es bereits her, seitdem ich das Fasten gebrochen habe und wieder Nahrung zu mir nehme. Seit meinem Geburtstag habe ich keinen Blogbeitrag mehr begonnen und das aus ganz unterschiedlichen Gründen. 

Zum einen haben mich verständlicher Weise die Massnahmen des Bundesrates vom 20. März beruflich sehr beschäftigt, zum anderen brauchte ich auch meine eigene Zeit, mich dieser neuen Situation anzunähern, meinen eigenen Rhythmus und meinen eigenen Platz in dieser Situation zu finden. Mein Ziel war und ist es, die guten Impulse des Fastens und all mein Lernen in dieser Zeit mitzunehmen und anzuwenden – in dieser Zeit, die gerade neu beginnt, weil die alte so plötzlich geendet hat.

Zum dritten werden derzeit so viele Worte zur Coronakrise gesagt und geschrieben, so viele Wahrheiten und Fakten verbreitet, dass ich nicht das Bedürfnis hatte, auch noch dazu beizutragen.


Ich weiss, dass ich nicht weiss…

Ich habe keine Ahnung, ob die getroffenen Massnahmen die richtigen sind, ob die Zahlen stimmen. Ich kann nicht beurteilen, welche medizinische Aussage zum Krisenverlauf der Wahrheit am nächsten kommt.

Ich weiss, wie es sich anfühlt, kranke Menschen zu begleiten, die mir und meinen Herzen sehr nahe sind. Ich weiss, was es heisst, sich von Menschen zu verabschieden, die gefühlt viel zu früh sterben. Am letzten Sonntag ist jemand aus meinem Umfeld im Alter von 53 Jahren gestorben, nicht am Coronavirus und auch nicht völlig unerwartet, aber viel zu früh. Diese Person wird eine Lücke hinterlassen. Diese Person wird vielen Menschen fehlen. 

Ich weiss also, welche Schmerzen für mich mit dem Tod von Menschen, mit dem Akzeptieren von Situationen, die ich nicht ändern kann, verbunden sind.

Mein Mitgefühl ist mit all jenen Menschen, die auf die unterschiedlichste Weise von der Coronakrise durch Krankheit, Tod, Jobverlust, Unsicherheit oder anderen Ängsten betroffen sind. Jeder und jede von uns wird jetzt auf ganz unterschiedliche Weise mit den eigenen Ängsten und Sorgen konfrontiert.

Unbewusst ist uns allen bereits jetzt klar, ein Zurück zum Normalzustand wird es nicht geben. Denn der Normalzustand, war gar keiner. 

Es war ein Autopilot, der uns erst hierhin gebracht hat. Immer mehr Konsum, immer mehr Stress, massloses Leben und Handeln hat unseren Alltag bestimmt. Wir nehmen chemisch bearbeitete und industriell verarbeitete Nahrung zu uns, die nicht mehr nährt und erschaffen uns damit ein Immunsystem, welches uns nicht mehr schützt und sich mit Anfälligkeiten für Krankheiten oder auch durch Autoimmunkrankheiten bemerkbar macht. Es gibt wahrscheinlich nicht die eine Ursache für die Krise, in der wir vor der Coronakrise bereits gesteckt haben, es ist ein Cocktail an Ursachen, welcher dazu geführt hat.

Wir haben nun als Gesellschaft die grosse Chance, ein neues «Normal» zu definieren, eines welches die Würde von Mensch, Natur und Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt ( siehe meinen letzten Beitrag «Was hat Würde mit Fasten zu tun» ).

Meine kommenden Beiträge werden von diesen Chancen handeln. Und vor allen Dingen werden sie vom Nichtwissen handeln und davon, dass das Nichtwissen uns zur notwendigen Weisheit führen wird, aus dieser Krise zu lernen.

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Kontext unserer Fastenwoche 2020

4 Comments

  1. Weise Worte die mich tief berühren. Danke für diesen Text der einfach einsinkt und ankommt, den Geist und die Seele nährt und Scheinwissen entlarvt.

    • Danke dir liebe Heidi, für diese Worte. Auch du und dein Blog sind für mich sehr heilsam und ein schöner Wegweiser in dieser Zeit.

  2. Danke, liebe Melanie. Du hast Recht: normal war schon lange nichts mehr, und jetzt lehrt uns die Natur, unseren rechtmässigen Platz einzunehmen und den unrechtmässigen zu räumen…

    Alles Liebe Dir und allen, die sich auf diesen Weg begeben.

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