February 2020

Geldfasten, was genau könnte das sein?

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Die Definition für Fasten lautet im Duden: „Sich für eine bestimmte Zeit ganz oder teilweise der Nahrung enthalten oder auf den Genuss bestimmter Speisen verzichten“.

Für mich ist das Fasten eine sehr bewusste Entscheidung. Viele sehen den Verzicht auf Nahrung als ein Leiden und somit eine Art Selbstkasteiung. So geht es mir nicht. Die Entscheidung für eine gewisse Zeit keine feste Nahrung zu mir zu nehmen, erfüllt mich ein bisschen mit Vorfreude. Spannenderweise ist auch in der Definition des Dudens nichts von Leiden enthalten. Der Frage, warum Fasten scheinbar automatisch mit Leiden verbunden wird, werde ich bestimmt in einem späteren Blogbeitrag weiter nachgehen.

Heute möchte ich mich mit möglichen Definitionen von Geldfasten beschäftigen. 

Da ich seit rund 30 Jahren immer wieder Fastenzeiten einlege, weiss ich, dass mir der Einstieg ins Fasten manchmal schwerfällt, und zwischendrin Phasen auftreten können, in denen es für mich körperlich herausfordernd wird. Aber ich bin mir bereits jetzt sicher, dass es mir zum Schluss der Fastenzeit sehr gut gehen wird. Manchmal geht es mir sogar so gut, dass ich die Zeit ohne Nahrung noch um einige Tage verlängere, einfach um dieses Gefühl noch ein weiter geniessen zu können.

Ähnlich stelle ich mir vor, wirkt Geldfasten. Auf der einen Seite werde ich bewusst auf meinen täglichen Umgang mit dem Geld achten. Auf der anderen Seite werde ich mich gedanklich mit der Wirkung von meinen Geldentscheidungen auf mein Leben und mein Wohlbefinden auseinandersetzen. Diese gedankliche Auseinandersetzung soll mir Rückschlüsse auf den Einfluss, den Geld auf mich hat, erlauben. Geldfasten ist dementsprechend für mich zunächst einmal der Verzicht auf Einnahmen und Ausgaben. 

Schon jetzt merke ich, dass eine Woche Geldfasten zu kurz greifen wird, wenn ich es auf den Verzicht auf Geldeinnahmen reduziere. Als Angestellte nehme ich eine Woche Ferien und als Selbständige verzichte ich in dieser Woche auf Einnahmen. Also: Ziel erfüllt? Sofort kommt der Gedanke, dass im Kontext meiner Selbständigkeit dann ja jede Form von Ferien auch eine Geldfastenzeit sein müsste.

So einfach kann es dann doch nicht sein. In den Ferien reise ich gelegentlich an andere Orte oder tue mir sonst etwas Gutes, wie zum Beispiel einen Tag in einem Thermalbad. In den Ferien gebe ich gewöhnlich sogar mehr Geld aus als im Alltag.

Mir scheint, die Idee des Geldfastens muss wohl komplexer sein, als die Aussage: «Ich verzichte auf Einnahmen!»

Schauen wir uns also die Ausgaben-Seite des Geldfastens an:

Wie bereits in den verschiedenen Blogeinträgen des letzten Jahres ausgeführt, ist Konsumverzicht für mich ein wichtiger Teil des nachhaltigen Fastens.

Auch der Verzicht auf Ausgaben ist also in meiner Fastenwoche bereits gut verankert, denn ich muss ja für eine Woche keine Nahrung einkaufen und auch anderer Konsum wird nur in ganz geringem Masse notwendig sein, die Tasse Tee am Mittag im Jenseits im Viadukt wird wohl das einzige sein, wozu ich Geld brauchen werde. Bezüglich des Konsums kann ich trotzdem, wenn ich es genau nehme, nur von einem Teilfasten sprechen. Denn ich nutze weiterhin Dinge wie Wasser, Strom und Internet.

Beim Schreiben dieser Zeilen kommt leichte Panik in mir auf. Nun habe ich mich doch verpflichtet, während der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern regelmässig und während der Fastenwoche vom 14. bis 21. März täglich, meine Gedanken zum Thema Geld und Fasten zu veröffentlichen. Werde ich das schaffen? Und wenn ja, wie?

Blogeinträge mit Aussagen wie „Heute habe ich nichts eingenommen!“ oder „Heute habe ich erfolgreich auf Geldausgaben verzichtet!“ sind wohl nichts, was für mich selber und auch jene, die mit uns Fasten bzw. unseren Blog lesen, von so grossem Interesse ist,  dass sie meinen schriftlichen Gedanken weiterhin folgen werden.

Neben den Zweifeln an der inhaltlichen Attraktivität meiner Blogbeiträge, frage ich mich auch, wie seriös es ist, zu behaupten, dass ich „Geld faste“, wenn ich für eine einzige Woche, soweit es denn möglich ist, auf Einnahmen und Ausgaben verzichte. Sieben Tage ohne Geld scheint mir überhaupt kein Problem, dass schafft wahrscheinlich jeder und jede. Ausgaben und Einnahmen für eine Woche hinauszuzögern ist bestimmt bei den meisten gut möglich. 

Geldfasten braucht Zeit, um Wirkung zu erzielen. Wobei, wenn ich weiter überlege, ist beim Geldfasten wahrscheinlich auch die Masse relevant. Und hier nicht nur die Grösse des Betrages, sondern auch die Anzahl an Menschen, die gemeinsam mit ihrer ganz persönlichen Form des Geldfastens beginnen. Ich stelle mir vor, was passieren würde, wenn alle Menschen, die zu dem, was wir „die wohlhabende“ Welt nennen, gehören, für eine Woche gemeinsam auf Einnahmen und Ausgaben verzichten. Dann würde die Wirkung auf unsere Wirtschaft spürbar und wäre in unserem Lebensalltag sichtbar.

Die Beschäftigung mit meinen eigenen Geldeinnahmen und Geldausgaben scheint mir irgendwie noch nicht die stimmige Fährte zu sein, um zu einer Definition des Geldfastens zu finden.

Warum entscheide ich mich bewusst für Nahrungsfasten?

Weil ich die Wirkung auf Körper, Geist und Seele kenne. Weil ich dieses Gefühl, im buchstäblichen Sinne leichter durchs Leben zu gehen, geniesse. Weil ich weiss, dass es in meinem Fall der persönlichen Gesundheit förderlich ist.

Über die Wirkung von einem bewussten Geldfasten auf mein Leben habe ich mir bisher wenig Gedanken gemacht. Aufgrund der Art, wie ich lebe, gibt es immer wieder Zeiten, in welchen ich wenig Geld einnehme und auch dementsprechend wenig Geld ausgeben kann. Wobei ich dies nicht wirklich als bewusstes Geldfasten bezeichnen würde.

Also, vielleicht muss ich zum Thema Geldfasten einen Fokus einnehmen, der über mich selber hinaus geht. Um sich dem Geldfasten zu nähern, wird es wohl notwendig sein, mich tiefer mit dessen Wirkungen zu beschäftigen und mich nochmals wirklich zu fragen, was ich mit dem Geldfasten bewirken kann. Dieser Frage werde ich in den nächsten beiden Blogbeiträgen nachgehen. Für den Moment habe ich für mich selber verstanden, dass für eine Woche auf das Einnehmen und Ausgeben von Geld zu verzichten, sich noch nicht wirklich stimmig anfühlt. 

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Kontext unserer Fastenwoche 2020 

Fasten 2020 – Eine Forschungsreise zu den Selbstheilungskräften des Geldes

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Was hat Fasten mit Geld zu tun?

Unsere Fastenwoche nimmt Formen an. Vom 14. – 21. März 2020 werden wir wieder zum gemeinsamen, nachhaltigen Fasten im Alltag einladen. Dieses Jahr verbinden wir damit zwei Orte im Kreis 5 und Kreis 1. Treffpunkte werden die Trittligasse 16 in der Zürcher Altstadt und neu zusätzlich am Mittag das Jenseits, ein Café und Begegnungsort in den Viaduktbögen an der Josefswiese sein. 

 

Am 26. Februar, dem Aschermittwoch, beginnt die vierzigtägige Fastenzeit. Wir werden innerhalb dieser Zeit für eine Woche vollständig auf feste Nahrung verzichten.  Unsere Gedanken zum nachhaltigen Fasten veröffentlichen wir in diesem Blog. In den kommenden Wochen informieren wir in separaten Blogbeiträgen über Details bezüglich Fasten im Alltag und den Verlauf unserer Fastenwoche.

 

Im Gegensatz zum letzten Jahr werden wir über die gesamten 40 Tage der Fastenzeit, also ab Aschermittwoch und nicht nur in unserer Fastenwoche, unsere Blogbeiträge verfassen. Wie auch im letzten Jahr werden wir diejenigen, welche mit uns fasten und auch jene, die uns virtuell begleiten, bitten, durch Kommentare oder eigene Beiträge den Blog zu bereichern.

 

Was hat Fasten mit Geld zu tun? 

Das Thema welches ich mir für den Start ausgesucht habe, ist die Verbindung zwischen Fasten und Geld. Fasten ist für mich der bewusste Verzicht auf Nahrung für eine bestimmte Zeit und die besondere Hinwendung zu den Bedürfnissen meines Körpers und meines Herzens. 

Geld hat viel mit Überfluss und Mangel zu tun – vielleicht ist Geld sogar einer der Gründe für das Ungleichgewicht von Überfluss und Mangel in dieser Welt.

 

Gibt es überhaupt so etwas wie ein Fasten im Geldsystem, und wenn ja, wie könnte das aussehen?

Diesen und anderen Fragen werde ich in den kommenden Wochen weiter nachgehen. Vieles ist bereits gesagt und geschrieben – vom guten Geld, vom schlechten Geld, über die Wirtschaft, die uns die Zukunft nimmt, aber auch über Unternehmen, die uns eine lebenswerte Zukunft ermöglichen wollen.

 

Kann ich dazu noch etwas Zusätzliches beitragen? 

Mein Gefühl ist «Ja», denn sonst würde ich diese Zeilen nicht schreiben. Jedoch weiss ich nicht genau, wohin mich die Suche nach dem Fasten in der Welt des Geldes führen wird. Und dennoch werde ich es versuchen, so wie jede und jeder in dieser herausfordernden Zeit versucht, einen Beitrag zu einer lebenswerten, verantwortungsvollen Zukunft zu leisten. 

Manche Beiträge von Menschen und Unternehmen halte ich persönlich allerdings für fragwürdig, insbesondere wenn sie unnötigen Konsum fördern oder die Natur und damit unsere Lebensgrundlage zerstören. Auch diese Abgründe möchte ich in den kommenden Wochen mit Worten und Gedanken ein wenig ausleuchten, der Hypothese entlang, dass ganz persönliche Geldentscheidungen zu einer Vielzahl von Mensch und Natur schädigenden Aktivitäten beitragen.

 

Was ist Geldfasten für mich?

Mein Leben und Wirken geschieht an der Schnittstelle von Mensch, Natur und Wirtschaft. Ich beschäftige mich auf einer ganz pragmatischen Basis mit dem, was Geld mit uns, mit mir macht. Als Bankerin von ganzem Herzen mag es vielleicht etwas seltsam klingen, dass ich zum Geldfasten aufrufe, denn die Banken scheinen nur davon zu leben, dass Geld im Überfluss vorhanden ist und sich auch noch vermehrt. Ganz so einfach, ist es nicht, ein Grund, diesem Widerspruch in einem späteren Beitrag Raum zu geben.

 

Die Suche nach dem Geldfasten bietet eine Fülle von möglichen Wegen. Heisst Geldfasten nun auf Einnahmen zu verzichten oder Ausgaben zu vermeiden? Braucht es beides? Könnte Geldfasten bedeuten auf Zinsen zu verzichten? Wäre dies ein sinnvoller Anfang?

 

Ich werde die 40 Fastentage nutzen, um eine Bestandsaufnahme meiner Geldflüsse zu tätigen und mich zu fragen, was mich nährt, was einfach nur aus Gewohnheit geschieht und was bloss eine Ersatzhandlung für etwas ist, dass ich mir nicht kaufen kann. Ich werde schauen, wo ich durch meinen Verzicht an einer anderen Stelle Gutes bewegen kann. So wie der Verzicht auf Nahrung für eine beschränkte Zeit meinem Körper, Geist und meiner Seele die Möglichkeit gibt, die natürlichen Selbstheilungsmöglichkeiten wieder herzustellen, so stelle ich mir vor, dass auch das Netzwerk, in dem das Geld zirkuliert, die Möglichkeit zur Selbstheilung besitzt. Aber wo liegt der Nutzen im Verzicht, im achtsamen Umgang mit Geld? Auch darüber möchte ich später in diesem Blog berichten.

 

Was wird das Ergebnis meiner Suche nach den 40 Tagen sein?

Dass ich mehr Geld ausgebe als vorher, aber für andere, nährende Dinge? 

Dass ich nach den 40 Tagen beschliesse weniger Geld einzunehmen, weil ich erkenne, mehr Lebensqualität Zeit haben und nicht Geld verdienen bedeutet?

Werde ich für manche Dinge kein Geld mehr ausgeben, so wie ich nach dem Fasten immer noch monatelang auf übermässigen Zuckerkonsum verzichte?

Ich weiss nicht genau, wohin mich meine Suche führen wird.

 

Das Schöne für mich an der jährlichen Fastenwoche:

Sie ist jedes Mal eine neue Forschungsreise. Im Vorfeld habe ich keine Ahnung, wie mein Körper und mein Gemüt darauf reagieren, wenn ich bewusst auf Nahrung verzichte und mich tief in die Kontemplation über ein Lebensthema begebe.

 

Und ebenso habe ich auch keine Ahnung, was es mit mir macht, dieses Geldthema so intensiv mit in diese 40 Tage zu nehmen. Und darüber hinaus, wie es ist, über die gesamte Zeit regelmässig einen Blogtext zu verfassen.

 

Ich freue mich sehr darauf, herauszufinden, ob und was für Antworten ich auf all diese Fragen finden werde.

Dieser Artikel ist ein Beitrag im Kontext unserer Fastenwoche 2020 

Aus Liebe zum Geld

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Seit einigen Wochen werde ich immer häufiger angefragt, meine Sicht auf das Thema Geld zu teilen. In unterschiedliche Formaten komme ich mit mehr und mehr Menschen in den Austausch, die sich auf ihre ganz persönliche Entdeckungsreise zu ihrer Beziehung zum Geld begeben.Ich freue mich in diesen Situationen meine Ansichten und Erfahrungen zu teilen und Impulse zu setzen.

Für die Zeitschrift Philantropist durfte ich in meinem kleinen Ort für gesellschaftliche Verantwortung in der Altstadt von Zürich Rede und Antwort stehen.

Hier der Link zum Artikel